Hallo zusammen,
im folgenden Text möchte ich ein paar Tipps für Wacken mit Kindern geben. Es wird in den folgenden Kommentaren sicher eine ganze Batterie von Stimmen geben, die sich aus den verschiedensten Gründen gegen Kinder auf Wacken aussprechen. Und daraus kann der Eindruck entstehen, dass viele Wacken-Teilnehmer Kindern feindselig gegenüberstehen. Doch das ist nach meiner Erfahrung nicht der Fall. Im Gegenteil hatte ich den Eindruck, dass Kinder am Strand und im Ferienhotel teilweise eher als Störfaktor (u.a. wegen ihrer Lautstärke) wahrgenommen werden, als bei diesem Festival.
Also lasst euch von den sicher folgenden Kommentaren nicht abschrecken. Die meisten dieser Kommentare werden nur aus gut gemeinter Sorge um die Kinder verfasst, die aber bei verantwortungsvollen Eltern vermutlich unnötig ist und von den Eltern, an die sich die Botschaft richtet, sicher ignoriert wird.
Ich hatte meine (8 und 12 Jahre alt) dieses Jahr dabei und sie sind absolut begeistert. Sie wollen auch unbedingt wieder hin.
Im Vorfeld hatte ich, nach sehr viel negativem Feedback hier im Forum, Sorge, dass die Kinder angefeindet werden könnten. Zum Glück war diese Sorge unberechtigt. Wir wurden zig Mal auf die Kinder angesprochen. Viele Teilnehmer hätten ihre Kinder auch gern mitgebracht, waren aber unsicher ob das geht. Und darum schreibe ich nun auch diesen Text.
Die Antwort auf die Frage lautet klar: Ja, das geht! Aber er gibt ein paar Dinge zu beachten.
Wichtigste Regel: Wenn die Kinder da nicht hin wollen oder die Musik nicht mögen, lasst es sein.
1. Spielregeln im Vorfeld klären
Damit es klappt und allen Beteiligten Spaß macht, müssen im Vorfeld ein paar Dinge klar sein.
+ Wacken mit Kindern ist nicht wie Wacken normal. Man kann nicht saufen. Man kann sich viele Konzerte nicht ansehen. Man ist eingeschränkt, da das Wohl und der Spaß der Kinder an erster Stelle stehen muss.
+ Wenn man zu zweit ist, kann man sich sicher auch mal bei der Kinderbetreuung abwechseln, so dass mal die Eine und mal der Andere die Abendveranstaltungen besuchen und ggf. auch etwas trinken kann. Aber auch dann, sollte es nicht zu einem Gelage ausarten, denn Kinder verstehen den Spaßfaktor von Komasaufen (so es einen gibt) nicht. Es macht ihnen Angst. Also geht das nicht.
+ Den Kindern muss im Vorfeld klar kommuniziert werden, dass für sie Einschränkungen gelten. Wenn man ihnen klar sagt, dass es ein Fest für Erwachsene ist, und die folgenden Regeln für sie gelten, dann kommen Kinder super damit klar.
+ Übernachten auf dem normalen Campground ist schwierig, da man hier nie sicher sagen kann, ob nicht der Nachbar eine Anlage und einen Generator hat, die 24h laufen. Darum empfehle ich eher ein Womo und den Camper-Park oder eine der anderen Übernachtungsmöglichkeiten zu nutzen, die auf Grund ihrer Stabilität mehr Sicherheit suggerieren, als ein Zelt.
2. Regeln vor Ort
Folgende Regeln haben wir als Regeln vor Ort aufgestellt. Je nach Kind und Situation sind sicher noch weitere Regeln sinnvoll. Also erweitert die Liste gerne für Euch.
+ Keine Kinder vor der Bühne oder im Gedränge. Die Beschallung und die gigantischen Videoleinwände sind qualitativ so gut, dass auch ein Platz in der 100. Reihe echt Spaß macht. Aber Kinder sind kleiner und schwächer und gehören darum nicht in das Gedränge vor der Bühne. Ich glaube, weil Wacken-Teilnehmer oft sehr Rücksichtsvoll sind, könnte das vielleicht sogar auch Wacken gehen, aber ich rate dennoch dringen vom Versuch ab.
+ Gehörschutz ist Pflicht. Kinderohren sind noch empfindlicher als die von Erwachsenen. Darum ist, außer evtl. in Randbereichen, das Tragen eines Gehörschutzes Pflicht. Es gibt von Alpine Kinder-Ohrstöpsel die für meine 12 Jahre alte Tochter gut funktioniert haben. Aber der 8-Jährige brauchte einfach den klassischen Gehörschutz .
+ Wenn die Sonne unter geht, macht man sich auf den Weg zum Zelt/Womo/whatever. Sicher kann man auf dem Weg noch ein paar Minuten die großartigen Eindrücke der großen Bühnen bei Nach bewundern, aber Kinder sollten nicht um 23 Uhr durchs Infield stolpern.
+ Alle bleiben zusammen und falls man sich doch verlieren sollte, haben die Kinder die Telefonnummer der Eltern dabei. Die Kinder müssen wissen, dass sie in so einem Fall unbedingt zu den Ordnern gehen müssen, und diese auch ansprechen dürfen. Wer ein IPhone nutzt kann seine Kinder im Zweifel auch mit Airtags tracken, falls man sich aus den Augen verliert. Treffpunkte kann man auch vereinbaren, aber diese sind auf Grund der schieren Größe des Areals nicht ausreichend.
+ Viele Veranstaltungen wie z.B. Axtwerfen sehen lustig aus. Sie sind jedoch gefährlich, und darum dürfen die Kinder eben nicht daran teilnehmen. Aber es bleiben noch mehr als genug spannende Möglichkeiten.
+ Es müssen Kompromisse geschlossen werden und die Interessen aller (Eltern wie Kinder) müssen unter einen Hut gebracht werden. Im Zweifel sollte man bereit sein, seine eigenen Interessen auch mal hinter denen der Kinder zurück zu stellen, damit es für sie auch ein tolles Erlebnis wird. Dafür wird man mit ganz neuen Eindrücken und Perspektiven belohnt.
3. Aufklärung ist wichtig
Da Wacken eben Wacken ist, und jeder dort so sein darf, wie sie oder er eben ist, darum muss man den Kindern im Vorfeld ein paar Dinge erklären. Aus meiner Sicht darf man die selbe Rücksicht gegenüber Kindern erwarten, die man auch erwachsenen Teilnehmern entgegen bringt. Also sie sind weder dumm anzumachen noch anzurempeln. Aber mehr Rücksicht darf man nicht erwarten. Denn die anderen Teilnehmer sollen nicht in ihrer Freiheit eingeschränkt werden, nur weil da plötzlich ein Kinder auftaucht. Das würde nur zu unnötiger Ablehnung gegenüber Kindern auf Wacken führen. Darum muss man mit Kindern vorher über die folgenden Themen sprechen.
+ Alkohol wird von vielen Teilnehmern in größeren Mengen getrunken. Zum Glück sind die meisten Teilnehmer dennoch friedlich. Aber die Kinder müssen auf "Überraschungen" vorbereitet sein. Vor allem, dass sie gerne von Betrunkenen angesprochen oder in Gespräche einbezogen werden. Aber auch, dass mal jemand schwanken oder sich gar übergeben kann, muss den Kindern klar sein.
+ Nacktheit wird teilweise zur Schau gestellt. Wer nicht möchte, dass sein Kind einen Mann im engen Korsett oder Mankini sieht, der kann halt nicht mit.
+ Gewalt zwischen den Teilnehmern ist zwar selten, aber wird dafür um so häufiger in den Konzerten und im Rahmenprogramm dargestellt. Hier hilft ebenfalls nur Kommunikation. Stellt euch die Frage, ob das Kind einen Film wie Herr der Ringe verkraften würde. Wenn nein, dann nehmt es nicht mit nach Wacken. Es muss Show und Realität unterscheiden können.
+ Reden ist der Schlüssel. Die Kinder werden viele tolle und spannende Dinge sehen. Manche werden sie jedoch nicht verstehen. Da muss man die Kinder ermutigen nachzufragen. Und natürlich muss man dann auch bereit sein, den Kindern ehrliche und sachliche Antworten auf ihre Fragen (wie z.B. "Was ist Nekrophilie?") zu geben.
Sollte man mit einem dieser Themen ein Problem haben bzw, diese von den Kindern fern halten wollen, so kann man nicht mit ihnen nach Wacken fahren. Wobei ich dann gerne wüsste, auf welche Schule die Kinder gehen, denn vieles was auf Wacken zu sehen/hören ist, ist harmlos gegen den durchschnittlichen Schulhof.
Ich hoffe der Text gibt ein paar Anhaltpunkte und ermutig den einen oder anderen auch, seine Kinder mitzunehmen, wenn sie das denn wollen und reif genug dafür sind. Und ja, das meiste sind selbstverständliche Dinge, die verantwortungsvollen Eltern nicht gesagt werden müssen. Viele Eltern werden also nichts neues aus diesem Text mitnehmen.
Liebe Grüße,
Chip
im folgenden Text möchte ich ein paar Tipps für Wacken mit Kindern geben. Es wird in den folgenden Kommentaren sicher eine ganze Batterie von Stimmen geben, die sich aus den verschiedensten Gründen gegen Kinder auf Wacken aussprechen. Und daraus kann der Eindruck entstehen, dass viele Wacken-Teilnehmer Kindern feindselig gegenüberstehen. Doch das ist nach meiner Erfahrung nicht der Fall. Im Gegenteil hatte ich den Eindruck, dass Kinder am Strand und im Ferienhotel teilweise eher als Störfaktor (u.a. wegen ihrer Lautstärke) wahrgenommen werden, als bei diesem Festival.
Also lasst euch von den sicher folgenden Kommentaren nicht abschrecken. Die meisten dieser Kommentare werden nur aus gut gemeinter Sorge um die Kinder verfasst, die aber bei verantwortungsvollen Eltern vermutlich unnötig ist und von den Eltern, an die sich die Botschaft richtet, sicher ignoriert wird.
Ich hatte meine (8 und 12 Jahre alt) dieses Jahr dabei und sie sind absolut begeistert. Sie wollen auch unbedingt wieder hin.
Im Vorfeld hatte ich, nach sehr viel negativem Feedback hier im Forum, Sorge, dass die Kinder angefeindet werden könnten. Zum Glück war diese Sorge unberechtigt. Wir wurden zig Mal auf die Kinder angesprochen. Viele Teilnehmer hätten ihre Kinder auch gern mitgebracht, waren aber unsicher ob das geht. Und darum schreibe ich nun auch diesen Text.
Die Antwort auf die Frage lautet klar: Ja, das geht! Aber er gibt ein paar Dinge zu beachten.
Wichtigste Regel: Wenn die Kinder da nicht hin wollen oder die Musik nicht mögen, lasst es sein.
1. Spielregeln im Vorfeld klären
Damit es klappt und allen Beteiligten Spaß macht, müssen im Vorfeld ein paar Dinge klar sein.
+ Wacken mit Kindern ist nicht wie Wacken normal. Man kann nicht saufen. Man kann sich viele Konzerte nicht ansehen. Man ist eingeschränkt, da das Wohl und der Spaß der Kinder an erster Stelle stehen muss.
+ Wenn man zu zweit ist, kann man sich sicher auch mal bei der Kinderbetreuung abwechseln, so dass mal die Eine und mal der Andere die Abendveranstaltungen besuchen und ggf. auch etwas trinken kann. Aber auch dann, sollte es nicht zu einem Gelage ausarten, denn Kinder verstehen den Spaßfaktor von Komasaufen (so es einen gibt) nicht. Es macht ihnen Angst. Also geht das nicht.
+ Den Kindern muss im Vorfeld klar kommuniziert werden, dass für sie Einschränkungen gelten. Wenn man ihnen klar sagt, dass es ein Fest für Erwachsene ist, und die folgenden Regeln für sie gelten, dann kommen Kinder super damit klar.
+ Übernachten auf dem normalen Campground ist schwierig, da man hier nie sicher sagen kann, ob nicht der Nachbar eine Anlage und einen Generator hat, die 24h laufen. Darum empfehle ich eher ein Womo und den Camper-Park oder eine der anderen Übernachtungsmöglichkeiten zu nutzen, die auf Grund ihrer Stabilität mehr Sicherheit suggerieren, als ein Zelt.
2. Regeln vor Ort
Folgende Regeln haben wir als Regeln vor Ort aufgestellt. Je nach Kind und Situation sind sicher noch weitere Regeln sinnvoll. Also erweitert die Liste gerne für Euch.
+ Keine Kinder vor der Bühne oder im Gedränge. Die Beschallung und die gigantischen Videoleinwände sind qualitativ so gut, dass auch ein Platz in der 100. Reihe echt Spaß macht. Aber Kinder sind kleiner und schwächer und gehören darum nicht in das Gedränge vor der Bühne. Ich glaube, weil Wacken-Teilnehmer oft sehr Rücksichtsvoll sind, könnte das vielleicht sogar auch Wacken gehen, aber ich rate dennoch dringen vom Versuch ab.
+ Gehörschutz ist Pflicht. Kinderohren sind noch empfindlicher als die von Erwachsenen. Darum ist, außer evtl. in Randbereichen, das Tragen eines Gehörschutzes Pflicht. Es gibt von Alpine Kinder-Ohrstöpsel die für meine 12 Jahre alte Tochter gut funktioniert haben. Aber der 8-Jährige brauchte einfach den klassischen Gehörschutz .
+ Wenn die Sonne unter geht, macht man sich auf den Weg zum Zelt/Womo/whatever. Sicher kann man auf dem Weg noch ein paar Minuten die großartigen Eindrücke der großen Bühnen bei Nach bewundern, aber Kinder sollten nicht um 23 Uhr durchs Infield stolpern.
+ Alle bleiben zusammen und falls man sich doch verlieren sollte, haben die Kinder die Telefonnummer der Eltern dabei. Die Kinder müssen wissen, dass sie in so einem Fall unbedingt zu den Ordnern gehen müssen, und diese auch ansprechen dürfen. Wer ein IPhone nutzt kann seine Kinder im Zweifel auch mit Airtags tracken, falls man sich aus den Augen verliert. Treffpunkte kann man auch vereinbaren, aber diese sind auf Grund der schieren Größe des Areals nicht ausreichend.
+ Viele Veranstaltungen wie z.B. Axtwerfen sehen lustig aus. Sie sind jedoch gefährlich, und darum dürfen die Kinder eben nicht daran teilnehmen. Aber es bleiben noch mehr als genug spannende Möglichkeiten.
+ Es müssen Kompromisse geschlossen werden und die Interessen aller (Eltern wie Kinder) müssen unter einen Hut gebracht werden. Im Zweifel sollte man bereit sein, seine eigenen Interessen auch mal hinter denen der Kinder zurück zu stellen, damit es für sie auch ein tolles Erlebnis wird. Dafür wird man mit ganz neuen Eindrücken und Perspektiven belohnt.
3. Aufklärung ist wichtig
Da Wacken eben Wacken ist, und jeder dort so sein darf, wie sie oder er eben ist, darum muss man den Kindern im Vorfeld ein paar Dinge erklären. Aus meiner Sicht darf man die selbe Rücksicht gegenüber Kindern erwarten, die man auch erwachsenen Teilnehmern entgegen bringt. Also sie sind weder dumm anzumachen noch anzurempeln. Aber mehr Rücksicht darf man nicht erwarten. Denn die anderen Teilnehmer sollen nicht in ihrer Freiheit eingeschränkt werden, nur weil da plötzlich ein Kinder auftaucht. Das würde nur zu unnötiger Ablehnung gegenüber Kindern auf Wacken führen. Darum muss man mit Kindern vorher über die folgenden Themen sprechen.
+ Alkohol wird von vielen Teilnehmern in größeren Mengen getrunken. Zum Glück sind die meisten Teilnehmer dennoch friedlich. Aber die Kinder müssen auf "Überraschungen" vorbereitet sein. Vor allem, dass sie gerne von Betrunkenen angesprochen oder in Gespräche einbezogen werden. Aber auch, dass mal jemand schwanken oder sich gar übergeben kann, muss den Kindern klar sein.
+ Nacktheit wird teilweise zur Schau gestellt. Wer nicht möchte, dass sein Kind einen Mann im engen Korsett oder Mankini sieht, der kann halt nicht mit.
+ Gewalt zwischen den Teilnehmern ist zwar selten, aber wird dafür um so häufiger in den Konzerten und im Rahmenprogramm dargestellt. Hier hilft ebenfalls nur Kommunikation. Stellt euch die Frage, ob das Kind einen Film wie Herr der Ringe verkraften würde. Wenn nein, dann nehmt es nicht mit nach Wacken. Es muss Show und Realität unterscheiden können.
+ Reden ist der Schlüssel. Die Kinder werden viele tolle und spannende Dinge sehen. Manche werden sie jedoch nicht verstehen. Da muss man die Kinder ermutigen nachzufragen. Und natürlich muss man dann auch bereit sein, den Kindern ehrliche und sachliche Antworten auf ihre Fragen (wie z.B. "Was ist Nekrophilie?") zu geben.
Sollte man mit einem dieser Themen ein Problem haben bzw, diese von den Kindern fern halten wollen, so kann man nicht mit ihnen nach Wacken fahren. Wobei ich dann gerne wüsste, auf welche Schule die Kinder gehen, denn vieles was auf Wacken zu sehen/hören ist, ist harmlos gegen den durchschnittlichen Schulhof.
Ich hoffe der Text gibt ein paar Anhaltpunkte und ermutig den einen oder anderen auch, seine Kinder mitzunehmen, wenn sie das denn wollen und reif genug dafür sind. Und ja, das meiste sind selbstverständliche Dinge, die verantwortungsvollen Eltern nicht gesagt werden müssen. Viele Eltern werden also nichts neues aus diesem Text mitnehmen.
Liebe Grüße,
Chip