Zehn... Keine Ahnung, da müsste ich nochmal nachschauen, was alles diese Dekade kam, vieles nochmal nachhören.
Eine Top 3 krieg ich spontan hin, allerdings ohne Reihenfolge:
Shining - Blackjazz
Eagle Twin - The Thundering Heard (Songs of Hoof and Horn)
Rainer Landfermann - Mein Wort in Deiner Dunkelheit
Drei Alben, die vor allem gemeinsam haben, dass sie den meisten nicht zusagen dürften. Kein Bisschen Easy Listening, verweigern sie sich den herkömmlichen Hörgewohnheiten und weitgehend auch klassischen Songstrukturen und lassen sich nur schwer auf Anhieb greifen.
Aber genau das macht sie eben so interessant und langlebig, der Spaß am Entdecken. Und man findet immer wieder neue Dinge beim Zuhören.
Shining haben mit Blackjazz ja meiner Meinung nach ihr Meisterwerk abgeliefert.
Der Jazz wurde massiv zurückgefahren und lebt vor allem als Idee sowie in der Virtuosität in der Musik, während der Metal nun dominiert. Hektisch, chaotisch, stellenweise/weitläufig (fast) schmerzhaft. Großartig. Und dabei eben doch mit einem Gespür für Hits, namentlich
Madness and the Damage Done und
Fisheye (der wohl abgefahrenste Ohrwurm ever).
Eine Verschnaufpause mit dem Instrumental
Omen, bevor das Album dann mit einem bemerkenswerten Cover von King Crimsons
21st Century Schizoid Man abschließt.
Man kann zwar Vorbilder und Einflüsse erkennen, dennoch ist dieses Album einzigartig.
Eagle Twin schlagen in eine andere Kerbe, beziehen ihre Inspiration aus Stoner, Drone, Doom und Sludge, mit einer Prise Blues ab und an.
Ob es sich hierbei um ihr bestes Album handelt mag ich nicht sagen, da ihr Debut The Unkindness of Crows ebenfalls immens stark ist.
The Thundering Heard ist aber definitiv das fokussierteste Album der beiden, mit vier Songs auf knapp 42 Minuten auch das kürzeste, was dem Spaß keinen Abbruch tut.
Und Spaß kann man auch mit diesem Album haben.
Man kann es konzentriert anhören, sich damit auseinandersetzen, was dort passiert - und trotz nur zwei Instrumenten passiert eine Menge - oder man schaltet ab und lässt sich in einen tranceartigen Zustand abgleiten, in dem man die Musik mehr erlebt denn bewusst wahrnimmt.
Gentry Densleys effektbeladene Baritongitarre, aus der ein mächtiges Riff nach dem anderen über einen hinwegrollt, das stampfende Schlagzeugspiel von Tyler Smith, bei dem man das Gefühl hat, er prügelt sein Instrument zu Kleinholz, und dazu Gentrys Gesang. Dieser Gesang! Im Grunde muss man hier von drei Instrumenten sprechen.
Zu der großartigen Musik gesellt sich dann noch ein wunderbares Coverartwork, das sowohl thematisch passt, als auch die Schwere der Musik gut einfängt.
Anspieltipp dürfte für die meisten das vergleichsweise zugängliche Heavy Hoof sein, das bereits Jahre zuvor auf einer Split mit Pombagira zu finden war.
Edit: doch nicht auf dieser Single, ich weiß nicht mehr, wie der veröffentlicht wurde, kann auch nirgends was finden, es gibt auf jeden fall auf Youtube schon ein Video von 2010).
Und schließlich das Soloalbum von Rainer Landfermann. Wer ihn kennt kennt ihn vermutlich vor allem durch seine Gesangsleistung auf Bethlehems möglicherweise bestem Album Dictius te Necare, vielleicht unbewusst als Gastsänger bei
Tot huetet uebel auf Anaal Nathrakhs Passion-Album. Eher wenige als Bassist und Hintergrundsänger bei den deutschen Tech Deathern Pavor.
Als ich erstmals gehört habe, dass er an einem eigenen Album arbeitet, ging ich davon aus, dass das Ganze lediglich eine Gesangsdemonstration und die Musik nur Beiwerk wird.
Stattdessen handelt es sich um ein avantgardistisches Werk, tief im Black und Tech Death Metal sowie im Jazz verwurzelt ist, ein wenig klassischer Musik, und eben Landfermanns einzigartigem Gesang, der hier vielseitiger (und wie ich mittlerweile finde auch besser) ist als damals bei Bethlehem.
So bewegt sich dieses Album zwischen rasenden, chaotischen Ausbrüchen, Bethlehem Momenten und traurig-schönen Passagen, es erhebt, zerschmettert, tut weh.
Anspieltipps fallen mir hier besonders schwer, da ich über die Hälfte der Songs nennen müsste, so vielfältig und durchweg stark ist das Album.
Langsam, hinters Licht
Kunstvoll
Wir fehlen alle
Genius Drang (quasi der eine "Metalsong")
Ursprüngliches
Mein Wort in deiner Dunkelheit