The Anbored
Das wichtigste vorweg: Geht in den Film!!! Hier trifft genau das zu, was ich in letzter Zeit des Öfteren befürchtet habe und was sich leider auch immer mal wieder bestätigt: Der Trailer zeigt die besten Szenen. Die Person, die den zusammengeschnitten hat hatte bei weitem mehr Talent als der Regisseur.
Der Film steigt ohne Umschweife mit der ersten "Schockszene" ein, eine Babypuppe im Wald, ein maskierter Hund...Verzeihung, Dybbuk mit Rückenproblemen und ein Kind mit seltsamen Kontaktlinsen und einem Gesichtsausdruck, der sich den ganzen Film über nicht ändert. Erster großer Pluspunkt: für die Rolle hätte man tatsächlich ein Kind frisch aus der Tiefkühltruhe engagieren können.
Es wird besser: der nächste Todfeind ist ein wackelnder Badezimmerschrank mit Spiegel. Er wackelt...wackelt...und...WACKELT! Ja, Tod und Verderben klopfen an die Tür, der Stoff aus dem Alpträume sind, mich wird dieser wackelnde Badezimmerschrank jedenfalls sobald nicht mehr schlafen lassen. Nun gut, der rationale Denker möchte hier vielleicht auf seismische Aktivitäten tippen...aber NEIN! Überraschung! Es ist das gleichbleibende Kühltruhenkindergesicht, welches mit Mal im Schrank sitzt, seine Schrecklichkeit verdeutlicht durch einen...ich mag es kaum schreiben...leicht gesenkten Kiefer.

Pluspunkt Zwei.
Nummer drei: Eine Sehstörung im Hörsaal, alles verschwimmt bis auf die Worte "er will geboren werden"...ein GANZ dezenter Hinweis, danke...ich hatte kurz damit gerechnet dass die Kamera noch weiter schwenkt, die Leinwand verschwimmt und man nur doch die Aufschrift "er will jetzt in einem anderen Film sitzen" lesen kann...SO offensichtlich wurde es dann aber doch nicht gestaltet. Schade eigentlich.
Hornissen sind die neuen Küken. Auch das biologische Fachwissen wird hier revolutioniert. Gut, ich erwarte ja nicht dass alles auf Logik basiert wenn ich in so einen Film gehe, aber diese Szene wirkt einfach nur komisch. However, Spiegeleier weggespült, Bedrohung beseitigt, weiter im Text.
Naziexperimente. Höhepunkt. Himmel, was wäre denn ein guter Horrorfilm ohne ein bisschen Auschwitz. Also wirklich, am Ende müsste man sonst noch kreativ werden um einen Hintergrund zu liefern. Da wurde also versucht die Augenfarbe zu verändern...hm, und ein paar Kinder sind draufgegangen. Passt soweit. Jetzt aber zum Pluspunkt der Szene: Dass wir einen so klugen Dämonen haben, war vorher glaube ich keinem bewusst: Es gilt also, da vom Körper einer beliebigen Person Besitz zu ergreifen. Prima, da hätte ich mir natürlich auch den Körper eines jüdischen Jungen ausgesucht, schließlich sind wir im KZ, und so hat man da doch auch die besten Überlebenschancen. Tiptop.
Mach einem mag jetzt aufgefallen sein, dass ich bisher nicht auf die Story insgesamt eingegangen bin. Kommt nicht mehr, lohnt sich auch nicht. Nur soviel: der Film braucht bei einer Länge von ca. 90 Minuten ca. 90 Minuten, um in Gang zu kommen, nach ca. 45 Minuten ist jedes Detail der Geschichte klar, was den Film natürlich doppelt so spannend macht, da er ab dann nur noch von den "Schockmomenten" lebt...synchronisiert ist er teilweise wirklich einmalig, denkt man da an die Beziehungsgespräche zwischen Hauptdarstellerin und (überraschend undummem) Freund..."Hey Baby! - Na, Babay?

, es werden allerdings schockierende Gesetzesverstöße gezeigt (minderjähriger Toter in der Disko [<- Pluspunkt Gruselkulisse], die Hornissen waren glaub ich auch keine 18 geschweige denn 21

), die alte Frau mit Gehstock im Altenheim [<- Pluspunkt Gruselkulisse] kann auf einmal wieder ohne Stock, als der zuvor querschnittsgelähmte Opa in Spinnenmanier hinter ihr her ist. Und noch ein Wort zu den Darstellern: die Hauptakteuse gefiel mir persönlich gut. Nicht die schauspielerische Leistung, aber das Aussehen. Das sollte man hervorheben. Für Frauen: Ihr Freund war der Schauspieler, der bei "Twilight" den phösen Schlampir gespielt hat, der Rabbi der alles zum Guten dreht ist Commissioner Gordon....will noch jemand was wissen? Ansonsten komme ich jetzt zum Fazit.
Summa summarum ein Meisterwerk filmischer Präzision, das mit beeindruckend durchdachter Geschichte, technischer Rafinesse, ner geilen Hauptdarstellerin und kontinuierlich steigender Spannungskurve bis zuletzt wirklich jeden an den Sitz fesseln wird.
10/110