Ein Großteil der Metal-Zunft lebt offenbar immer noch in einem vornehmlich männlich dominierten Primatenuniversum. Und da trifft es sich für SAVAGE MASTER wirklich irrsinnig gut, dass Sängerin Stacey Peak ein derbe scharfes Schnuckelchen ist, das sich nicht zweimal bitten lässt, wenn es darum geht, sich für Auftritte und Fotoshootings möglichst wenig Textilien an den anbetungswürdigen Leib zu heften. Passend dazu darf Stacey ihre maskierten Mitmusiker auf der Bühne ab und an ein wenig auspeitschen. Das treibt den Testosteronspiegel der Zielgruppe in Richtung Weltall und hilft offensichtlich dabei, die akustische Seite lang genug auszublenden, um das Schmuddelkopfkino zu genießen bis der Arzt kommt und Linderung verspricht.
Die Musik rettet so viel Image natürlich nicht. [...]
Geile Refrains zum Nachgrölen gibt’s genug. Aber sobald sich das schiefe Gejodel von Frau Peaks länger als zwei Zeilen auf den Weg in die Lauscher macht, zerplatzt dieser Traum und auch Ströme von billigem Fusel können das Unheil nicht mehr abwenden. Wenn sie wenigstens hauptsächlich schreien würde – wie beispielsweise im erträglicheren „Path Of The Necromancer“ - man könnte mit dem Rest leben. Aber leider kreiert die wilde Stacey Melodiebögen die so nachvollziehbar sind, dass sie jeder Dussel von der Straße weg mitsingen könnte. Nur die „Sängerin“ bekommt's nicht auf die Reihe, sondern verhunzt die Songs mit Anlauf.
Aber sicher, ich hab's einfach nicht kapiert. Das ist nämlich Kult – und ja so true. Zu dumm nur, dass der Kult ebenso viel kostet wie andere Scheiben. Klar: Stacey hat im Vergleich zum Debüt mächtig an Klasse zugelegt, denn inzwischen lässt sich in einigen Songs wenigstens erahnen, was sie tatsächlich mit der Gesangslinie vorhatte. Das macht sie natürlich zu einer Ikone. Und wie man in den teils mehrseitigen Interviews der großen Fachblätter nachlesen kann, leben SAVAGE MASTER den Metal auch wie kaum ein anderer Zusammenschluss musikalischer Möchtegerns. Darauf könnte zumindest ich gerne verzichten, wenn Stacey und ihre Kollegen sich stattdessen mal aufs Üben verlegen würden.
Aber das ist heute nicht gefragt, weil nur die schnelle Sensation zählt. Wahrscheinlich arbeiten SAVAGE MASTER bereits an ihrem dritten, dem „make it or break it“ - Album.