*Fee
W:O:A Metalmaster
monochrom schrieb:Mit 15-17 hab ich mal ein paar so Tierquälpornos, verzeih, Tierquälvideos gesehen, war angemessen schockiert und so weiter. Dann hab ich festgestellt das diese Tierschutzlobby immer grundsätzlich mit visuellen Hämmern ankommt - und fand das auf Dauer abstoßend. Weder die Antikriegsbewegung, noch die Kämpfer gegen sexuellen Mißbrauch, noch irgendeine andere Lobbygruppierung hat das anscheinend nötig. Bei den Tierschützern gehört es zum festen Inventar der Argumentation. Mich regt das maßlos auf - zum Glück noch nicht so sehr wie die grausamen Quälereien selbst, aber vielleicht komme ich ja auch noch an den bescheuerten Punkt.
Den Film hab ich auf langes Bitten einer Freundin mal (fast) ganz geguckt. Am Ende war ich tierisch genervt, wie ich es auch von einer Doku über den Holocaust gewesen wäre, die mir die schlimmsten Vorkommnisse ständig mit Zoom näherbringt. Jaja, sicher gut gemeint, aber zumindest bei mir erreicht man da garnichts, ausser den Verdacht zu verstärken das radikale Tierschützer diese Bilder fast schon brauchen.
Auf dieser Ebene kann man diskutieren. Immerhin räumst du ein, dass es sich um grausame Quälereien handelt. Ich hatte bislang den Eindruck, dass Tierleid spurlos an dir vorrübergeht. Richtig ist, dass Tierrechtler vor allen Dingen mit Bildern arbeiten. Das hat aber einen guten Grund. Wenn man über den Holocaust redet, braucht man keine Bilder in dem Ausmaß, weil man selber ein Mensch ist und sich insofern mehr oder weniger gut in die Opfer hineinversetzen kann. Warum es keine Dokus zu "Anschauungszwecken" von sexuellem Mussbrauch gibt, ist uns beiden denk ich klar Und auch hier kann man sich in gewisserweise hinein versetzen. Hinzu kommt bei Gewaltverbrechen eben, dass sie Verbrechen sind und man solche Handlungen nicht mehr hinterfragen muss.
Bei Nutztierhaltung ist das etwas vollkommen anderes. Es ist LEGAL und "normal". An Metzgereien hängen Bilder von lächelnden Schweinen, die einem scheinbar zurufen "Iss mich! Ich werde gern geschlachtet", es gibt Wurst mit Gesicht usw. Die weitaus meisten Menschen glauben, dass ihr Schnitzel von glücklichen Tieren stammt, die nach einem kurzen Weg zum Schlachter relativ angst-und stress- und schmerzfrei von einem Bolzen in den Kopf getötet werden und alles ist gut. Die Realität ist von dieser Vorstellung aber so unendlich weit entfernt, dass einem ohne solche Bilder niemand glauben würde! Ein weiteres Problem ist, dass viele Menschen Tiere als minderwertige Lebensformen betrachten. Wenn man nicht auch die grausamsten Bilder zeigt, juckts viele Menschen einfach nicht. Das für Fleisch Tiere sterben müssen, weiß jeder. Unter welchen Umständen sie aber "leben" (lol) müssen, wie sie misshandelt und auf ekelhafteste Weise abgeschlachtet werden, kurz, welche wirklich unaussprechlichen Qualen sie durchmachen müssen, bis sie dann endlich tot sind, DAS wissen nur die Wenigsten und würden es für Unsinn halten, wenn man es nur erzählen würde. Dass für Milch und Eier genauso viele Tiere leiden und sterben wie für Fleisch, wird es erst recht geleugnet. Also muss man es ZEIGEN. Nahezu unbekannt sind die ökologischen und sozialen Katastrophen die die industrialisierte Tierhaltung verursacht. Jedenfalls muss ich dir Recht geben: Tierschützer BRAUCHEN solche Bilder, da sie Mauern in Köpfen durchbrechen müssen. Unser Konsumverhalten ist für uns so normal, dass man mit Worten allein nicht viel erreichen kann. Leider.