"Die Einheit der Christen ist das höchste Ziel"
Rom/Hamburg (dpa) - Der neue Papst Benedikt XVI. will die Einheit der Christen und den Dialog mit anderen Religionen zu seinen wichtigsten Zielen machen. In seiner ersten Predigt gut 15 Stunden nach der Wahl skizzierte Joseph Ratzinger (78) in der Sixtinischen Kapelle Grundzüge eines Programms für sein Pontifikat.
Dabei rückte er auch die Bewahrung des Friedens in den Mittelpunkt. Im August will der Papst zum Weltjugendtag nach Köln kommen: "Mit Euch, liebe Jugend, Zukunft und Hoffnung der Kirche und der Menschheit, will ich weiter den Dialog führen." Die Wahl ist weltweit überwiegend positiv aufgenommen worden, doch gab es auch sehr kritische Stimmen. US-Präsident George W. Bush lobte Benedikt XVI. als Mann mit "großer Weisheit und Erfahrung".
Die große Mehrheit der Bundesbürger (76 Prozent) freut sich darüber, dass nach 480 Jahren wieder ein Deutscher Papst ist. Die Person Ratzingers erhält aber weniger Zustimmung (63), wie eine repräsentative Umfrage für die ARD ergab. 87 Prozent erwarten von Benedikt XVI. innerkirchliche Reformen wie die Gleichberechtigung der Frau oder die Aufhebung des Eheverbots für Priester.
Viele stört allerdings das hohe Alter (60) des Kirchenoberhauptes, stellte das Meinungsforschungsinstitut Infratest dimap fest. In Interviews äußerte auch Georg Ratzinger Sorge um die Gesundheit seines Bruders. An der ersten Messe des deutschen Papstes nahmen zahlreiche Kardinäle aus aller Welt teil. Dabei bekannte er sich entschieden zum II. Vatikanischen Konzil (1962-1965), dessen Umsetzung er fortsetzen wolle. Das Konzil hatte eine Öffnung der Kirche zur Welt und innerkirchliche Reformen in Gang gesetzt.
"Der Nachfolger des Petrus übernimmt die vorrangige Verpflichtung, mit aller Kraft an der Wiederherstellung der vollen und sichtbaren Einheit aller zu arbeiten, die Christus folgen", sagte der neue Pontifex unter dem prächtigen Freskengewölbe. "Dafür reicht es nicht, guten Willen zu demonstrieren. Konkrete Taten sind notwendig", sagte Ratzinger in der auf Latein gehaltenen Predigt. Zugleich rief der Papst zu Frieden und Dialog auf. "Ich wende mich an alle, auch an die, die anderen Religionen folgen, oder einfach eine Antwort suchen auf fundamentale Fragen der Existenz."
Eindringlich erinnerte der Papst an seinen Vorgänger Johannes Paul II. "Es scheint mir, seine starke Hand zu fühlen, die meine festhält." Er hinterlasse "eine mutigere, freiere und jüngere Kirche".
Benedikt XVI. ist neuer Papst
Der polnische Staatspräsident Aleksander Kwasniewski drückte in seinem Glückwunschschreiben seine Hoffnung auf Kontinuität des Werkes von Johannes Paul II. aus. "Es weckt in uns Vertrauen und Hoffnung, dass ein Vertreter des deutschen Volkes zum Hirten der katholischen Kirche gewählt wurde, unseres Nachbarn, mit dem wir eine historische Aussöhnung erreichten und gemeinsam Europa bauen".
In Lateinamerika, wo knapp die Hälfte der 1,1 Milliarden Katholiken lebt, wurde die Wahl Ratzingers als Zeichen der Kontinuität von Kirchenvertretern überwiegend begrüßt. Es gab aber auch Skepsis und Kritik unter anderem von Befreiungstheologen. Der israelische Außenminister Silwan Schalom zählt im Kampf gegen Antisemitismus auf Benedikt XVI. Die chinesische Regierung gratulierte dem Papst und nannte zugleich Bedingungen für eine Verbesserung der Beziehungen. Der Vatikan müsse Peking als einzig rechtmäßige Regierung Chinas und Taiwan ein untrennbaren Teil Chinas anerkennen. Der Vatikan solle sich "nicht unter dem Deckmantel der Religion in innere Angelegenheiten Chinas einmischen".
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, hob nach der Wahl in Rom hervor, dass Ratzinger es vermocht habe, in einer Phase des geistigen und sozialen Wandels die Substanz des katholischen Glaubens zu bewahren.
Der katholische Theologe Hans Küng sprach von einer "Riesenenttäuschung" für alle Reformorientierten. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Wolfgang Huber, hofft, dass die Ökumene weiter vorangetrieben werde, etwa bei der Frage des gemeinsamen Abendmahls.
Mit den Worten "Habemus papam" (Wir haben einen Papst) war Ratzinger am Dienstagabend nach dem nur 26-stündigen Konklave auf dem Balkon des Petersdomes der Weltöffentlichkeit präsentiert worden. Das Rätsel, warum es nach der Wahl zunächst Verwirrung über die Farbe des Rauchs gab, löste der niederländische Kardinal Adrianus Simonis. Es habe Probleme mit dem Entzünden des Feuers gegeben. Der erste Versuch, weißen Rauch aus dem Schornstein steigen zu lassen, sei missglückt. "Auf einmal stand die ganze Kapelle unter Rauch", schilderte Simonis in einem Interview in den Niederlanden.
Bei der Abstimmung gab es nach Angaben des Wiener Erzbischofs, Kardinal Christoph Schönborn, keinen Richtungsstreit zwischen konservativen und liberalen Kräften. "Diese Kategorien treffen einfach nicht zu", sagte Schönborn im Österreichischen Fernsehen.
Noch am Mittwoch wollte der neue Papst in den Apostolischen Palast umziehen. Dort befinden sich die Papstgemächer in der dritten Etage hoch über dem Petersplatz. Ein Fischerring zum Zeichen der Papstmacht müsse erst noch in der richtigen Größe angefertigt werden, berichteten italienische Medien. An diesem Sonntag findet die Messe zur feierlichen Amtseinführung im Petersdom statt.
Der Leiter der Deutschen Provinz der Jesuiten, Stefan Dartmann, sprach am Mittwoch von einem "genialen Schachzug des Heiligen Geistes". Weil Kardinal Ratzinger ein loyaler Mitarbeiter von Papst Johannes Paul II. gewesen sei, werde die Kirche ihm auch vertrauen und folgen, selbst wenn er jetzt notwendige Reformen einleiten werde. "Darin sehe ich die große Chance des neuen Pontifikates."
http://www.gmx.net/de/themen/nachrichten/panorama/papst/929880,cc=000000160300009298801DQqRK.html
is das schön wie sofort wieder die eine oder andere Regierung dies und das wünscht...
und doch interessant dass 87 % meinen, dieser Papst würde etwas Wichtiges ändern in der Kirche...