Hallo alle zusammen,
bin dieses Jahr zum dritten Mal auf Wacken gefahren und war wie jedes Jahr hellauf begeistert. Hatte wie immer eine großartige Zeit, habe viele coole, nette Leute kennengelernt eine Menge dummes Zeug unternommen und 5 Tage nicht geduscht. Die besondere Atmosphäre, die Wacken zu etwas besonderem macht war wieder vollkommen vorhanden. Vollkommen? Nicht ganz:
An vielen kleinen Stellen kam es zu Unregelmäßigkeiten in der Organisation, dem Ablauf, der Planung und der Umsetzung, die einen düsteren Schatten auf Wacken geworfen haben:
Frühanreisende mussten für den Campground bezahlen. Jedoch wurden bis Mittwoch keine Wassercontainer aufgestellt.
Auf Campgroud B (der Cleanzone) gab es während des gesamten Festivals keine Toiletten.
Ebenso sah man es nicht für notwendig am neuen Biergarten im Wackinger-Lager Toiletten oder zumindest Pissoirs aufzustellen.
Die Runningorder wirkte sehr unausgefeilt. Schlimmster Schnitzer war meiner Meinung nach das gleichzeitig stattfindende Konzert von In Extremo auf der Black und Rabenschrey auf der Medivelstage. Da auf der Medivelstage am Tag jedoch nur 2-3 Bands spielten, gab es dafür keinen logischen Grund. Nun hört vielleicht nicht jeder In Extremo Fan Rabenschrey. Ich bin jedoch sicher, dass es nicht viele Rabenschrey Fans gibt, die nicht auch gerne In Extremo gesehen hätten.
Und als absolutes Highlight: KEINE REGENCAPES IN DEN FULL METAL BAGS!!!
What the fuck!!
Dazu kam die Vielzahl an Disneywacken Attraktionen, die einen Zweifeln ließen, ob man sich auf der richtigen Veranstaltung befindet (Jägermeisterbar, Wickingerschiff, Wrestling etc.) Die große Frage ist nun, ob das Riesenrad 2010 oder 2011 kommt.
Was ist also passiert?
Ganz einfach. Ein Festival hat wie jedes Produkt einen Lebenszyklus. Wacken ist nun dabei den Höhepunkt zu erreichen. Die Fans finden irgendwann alles langweilig, die Medien werden nicht für immer jedes Jahr Berichte über den Bauern und die Blaskapelle machen. Also gab es nun 2 Möglichkeiten aus Sicht des Veranstalters. Variante 1: Er konnte sich weiter auf sein Kerngeschäft konzentrieren und uns jedes Jahr ein gut organisiertes Festival mit einer Top Runnigorder bieten. Dann würden wir für vielleicht 10 Jahre weiter brav kommen, bis uns langweilig wird und die Veranstalter würden jedes Jahr einen vernünftigen Gewinn (sagen wir mal 1 Millionen) mit nach Hause nehmen. Danach würde das Festival immer weniger Besucher haben und sie müssten das Konzept ändern.
Variante 2: Das Kerngeschäft wird nur noch mit minimalem Aufwand „bei Stange gehalten“ während man die guten kreativen Leute auf Nebenprodukte ansetzt, mit denen man zusätzliches Geld verdienen kann. Dabei entsteht dann ein Disneywacken und eine Umweltzone, deren einziger Zweck ist, die Leute dazu zu bringen, Ihren Müll selbst wegzuräumen, anstatt teure Putzkräfte über die Wiese schicken zu müssen.
Das Kerngeschäft (das eigentliche Festival) bröckelt dann so langsam vor sich hin und jedes Jahr sind mehr Besucher verärgert bis dann in 5-7 Jahren alles zusammenbricht. In der Zeit haben die Veranstalter jedoch sagen wir mal 2 Millionen im Jahr gemacht. Jedoch ist der Ruf des W:O:As bis dahin dermaßen versaut, dass ein wiederbeleben des Konzepts nicht mehr rentabel wirkt. Und das wäre dann das aus für Wacken.
Wir alle können also nur hoffen, dass die Verantwortlichen zu einem baldigen Punkt (spätestens zum nächsten oder übernächsten) Wacken feststellen, dass sie ihr Festival in den Untergang treiben und einen Gang zurückschalten.
Ansonsten wird das Ende von Wacken wie das Finale des diesjährigen Festivals: Ein liebloses Subway Konzert das nur darauf ausgelegt war, möglichst vielen Leuten die neue CD vorzustellen und zum Abschluss mit einer Disneywackenhymne zu enden. (Genau so wird das letzte Wacken sein). Dann noch schnell ein Abschiedsgeschenk an den Veranstalter übergeben (der letzte Gewinn) und dann kommt nix mehr, kein Feuerwerk etc. und nach einiger Zeit dann nur noch die Buh-Rufe der Leute, die merken wie sehr sie grade verarscht wurden.
Also schauen wir mal, wann das Riesenrad kommt.
Gruss an alle vernünftigen Metalheads
Heiko