12.01.2024 - artheater, Köln - Van Holzen, Lyschko
Als die Tour angekündigt wurde, war für mich sofort klar, dass das ein Pflichttermin für mich wird.
Lyschko sind bei mir, wie einige hier mitbekommen haben dürften, im vergangenen Jahr von "zufällig auf 'nem kleinen Eintages-Festival kennengelernt" zu einer absoluten Herzensband geworden. Die Mischung aus NDW, Indie/Alternative Rock, (Post) Punk, gepaart mit der Stimme von Lina Holzrichter, immer ausdrucksstark, mal gefühlvoll, an der Grenze zum Brechen (oder auch mal knapp darüber), mal in hysterischen Ausbrüchen, hat mich zwar beim ersten kurzen Reinhören nicht so sehr überzeugt, als ich sie das erste Mal live erlebt habe hat es aber sofort gezündet und mich seither nicht losgelassen.
Van Holzen habe ich dann gegen Ende letzten Jahres dank Spotify kennengelernt.
Irgendwie Rock, irgendwie ein wenig Post Punk, irgendwie nichts so richtig, mal eher ruhig, oft brachial, und dazu großartige deutschsprachige Texte und ein derart starker und variabler Gesang, vor allem vom Gitarristen, teils aber von allen dreien.
Ticket also zeitnah gekauft, zum Glück, denn ein paar Tage vor dem Konzert hieß es: das 400 Leute fassende artheater ist ausverkauft.
Tja, und dann kam das Bangen, ob ich wirklich hin kann, denn seit Anfang der Woche plagt mich eine Erkältung, die nicht besser, sondern derzeit noch zunehmend schlimmer wird. Gestern Morgen war ich noch drauf und dran, mein Ticket zu verkaufen, hab mich dann aber entschieden, die Zähne zusammenzubeißen und mit Maske hin zu gehen.
Und das war, wenn auch vielleicht nicht für die Gesundheit, aber für mich, die richtige Entscheidung.
Verschiedene Angaben zum Einlass (mal 19Uhr, mal 18:30), aber immerhin Einigkeit über den Beginn um 19:30 veranlassten mich, so zu fahren, dass ich mit der Straßenbahn gegen 18:50 in Ehrenfeld ankam und so gegen 19Uhr am Club ankam, wenige hundert Meter von der bekannten Haltestelle, von der aus man auch zur Live Music Hall, dem Sonic Ballroom oder früher zum Underground (dem ich noch immer jedes Mal hinterhertrauere, wenn ich dort bin) läuft.
Ich war da noch nie, aber es ist echt ein schicker Schuppen, draußen erstmal ein schöner Hof mit zahlreichen Sitzmöglichkeiten, drinnen steht man als erstes in einem großen Raum, der sich Hufeisenförmig um die Theke legt, rechts geht's Richtung Backstage, links rum Richtung Konzertsaal.
Erstmal 'ne Cola geholt (wahl aus Coke ausm Becher und Proviant aus der Flasche, wurd natürlich letzteres), runter zur Garderobe, die Jacke abgeben, und dann ab in den Saal vor die Bühne.
Zur recht frühen Zeit füllte sich der Raum dann so langsam recht gut, es war aber dennoch sehr viel Platz.
Pünktlich um 19:30 kamen dann Lyschko auf die Bühne und starteten mit dem Opener ihres aktuellen Albums, Glasperlenmädchen.
Es ist auffallend, wie viel mehr Druck die Band live macht als auf dem Album.
Da ich sie bisher nur mit Bands erlebt habe, die auf Platte deutlich lärmiger sind als Lyschko, kann es natürlich auch eine Anpassung daran sein, das weiß ich nicht.
Von Beginn an wird im Publikum getanzt, das Publikum hat sichtlich Spaß, die Band auch, Lina bedankt sich mehrmals für das frühe Erscheinen und die positiven Reaktionen.
Neben einer Auswahl toller Songs vom Album gibt es mit Staubtanz auch ein neues Stück, das sich nahtlos einfügt.
Nach leider nur 35 Minuten ist es dann nach dem großartigen Zum Verlieben Da leider auch schon vorbei, aber verdammt, es war wieder unfassbar, welch eine Energie diese Band entfesselt, und Linas Stageacting rundet das ganze noch ab, wie sie auf der Bühne tanzt und sich gerade in die intensiveren Momente hineinsteigert.
Zum Schluss noch eine Setlist von der Bühne geangelt.
Pause also.
Nochmal nach hinten was zu trinken holen, wieder drinnen ist es dann schon deutlich voller. So möchte ich dann in meinem Zustand auch nicht unbedingt nach vorn, also ab nach rechts rüber, wo hinten noch relativ viel frei ist, und dann geht es um 20:30 auch schon los mit Van Holzen.
Die Band steht/sitzt komplett am vorderen Rand der Bühne (auf die Bühne blickend von links nach rechts: Bassist, Gitarrist/Leadsänger, Drummer), an gebogenen Ständern hängen Lampen direkt von oben auf sie gerichtet, die im Laufe des Konzerts sehr stimmungsvoll eingesetzt werden, hauptsächlich weiß, teils auch farbig.
In der ersten Ansage wird schon klat gemacht, dass sie eine lange Setlist dabei haben, und das soll sich bewahrheiten: ganze 90 Minuten kloppen sie sich durch ihre drei Alben, die letztes Jahr einzeln veröffentlichten Songs, mit denen sie mal etwas neues ausprobiert haben, und auch ein gänzlich neues Stück.
Das Publikum frisst der Band aus der Hand, singt mit, es wird getanzt, gepogt, auf Rufe aus dem Publikum reagiert die Band und Gitarrist Florian erkennt auch einen Fan, der schon am Vortag in Mainz dabei war.
Die Ansagen sind getragen von der Begeisterung, so gut angenommen zu werden, und hier die "größte Show der Tour" (ist es so? Keine Ahnung) ausverkauft zu haben. Es wird sich auch drüber gefreut, "seine Lieblingsbands als Support mitnehmen zu können, solange sie noch nicht zu groß dafür sind", was sich bei Lyschko aber noch ändern würde.
Ernsthafter wird es vor dem tollen Nagel, in der Ansage wird das sehr wichtige Thema mentale Gesundheit angesprochen, über das zum Glück zunehmend gesprochen wird, und ebenso angemahnt, vor allem auch an sich selbst, dass man lernen muss, öfter mal zuzuhören, ohne selbst ständig zu senden.
Zu Virtuell wird Mia Morgan auf die Bühne geholt, die das Lied auch im Studio mitgesungen hat.
Egal ob solch ein emotionales Stück oder die rabiateren Songs, die Band strahlt eine immense Bühnenpräsenz aus, die minimalistische Lichtshow betont das noch. Es ist fast komisch, dabei zu sehen, wie jung die Truppe noch ist.
Tja, und viel zu schnell sind dann nach dem Zugaben-Doppelschlag Schlafen und Alle meine Freunde auch diese anderthalb Stunden um, und ich bin mir sicher, hier jetzt schon einen Anwärter auf das beste Konzert des Jahres erlebt zu haben.
Noch ab zum Merch, mit den Leuten von Lyschko sprechen, die sich über meine Begeisterung über ihre Musik sichtlich freuen, die Setlist und die nun gekaufte Doppel-LP signieren lassen, runter zur Garderobe und dann ab nach Haus.
Nach diesem Abend bin ich mir sicher, dass ich definitiv in zwei Wochen nach Wuppertal will, um Lyschko dort nochmal zu sehen.
Und Van Holzen werden auch bei nächster Gelegenheit wieder mitgenommen.