WACKEN | Das eigentliche Wacken Open Air musste auch 2021 wegen der Corona-Pandemie abgesagt werden. Nun planen die Veranstalter aber mit „Bullhead City“
eine dreitägige Alternative Mitte September. WOA-Gründer Thomas Jensen hatte am Dienstag (15. Juni)
im Gespräch mit shz.de deutlich gemacht, dass noch nicht klar sei, wie viele Besucher auf dem Gelände sein können. Dies sei eine „wackelige Angelegenheit“, es gebe viele Gespräche mit dem Land und dem Amt Schenefeld. Wunsch der Veranstalter sei eine Größenordnung von 20.000 Tickets pro Tag, also bis zu 60.000 Besucher insgesamt. Im Itzehoer Gesundheitsamt stößt diese Dimension auf Skepsis, erklärt Leiterin Sonja Wilke im Interview.
Frau Wilke, wie werden die aktuellen Pläne für „Bullhead City“ Mitte September in Wacken vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie in Ihrer Behörde gesehen?
Sonja Wilke: Aus medizinisch-epidemiologischer Sicht ist eine Veranstaltung dieser Größenordnung als äußerst kritisch zu sehen und könnte zu einem Super-Spreading-Event werden, insbesondere wegen des Zusammentreffens von Menschen aus unterschiedlichsten Regionen der Welt. Auch die Vielfalt der kursierenden Virusmutationen stellt eine erhebliche Herausforderung dar.
Sind Sie als für den Infektionsschutz im Kreis Steinburg zuständige Behörde in die aktuellen Vorbereitungen eingebunden?
Wir sind über die Idee einer Alternativveranstaltung informiert worden. Die konkreten Planungen sind uns jedoch noch nicht bekannt.
Lässt sich aus Ihrer Sicht so eine Veranstaltung nach aktuellem Kenntnisstand sicher durchführen?
Nach jetzigem Kenntnisstand, auch in Bezug auf die Delta-Variante und die Quote der vollständig geimpften Personen, ist die Durchführung einer solchen Veranstaltung bezüglich des Infektionsschutzes kritisch zu sehen. Da uns die geplanten Sicherheitsmaßnahmen noch nicht bekannt sind und wir die epidemiologische Lage vor und zum Festival naturgemäß noch nicht kennen, kann eine abschließende Stellungnahme nicht erfolgen.
Welche Maßnahmen könnten denn sicherstellen, dass sich nicht nur auf dem Festival-Gelände keine Menschen anstecken, sondern auch bei der Anreise? Halten Sie zum Beispiel Maskenpflicht, Alkoholverbot oder Abstandsregeln für notwendig?
Grundsätzlich sollten die bekannten Hygieneregeln – Abstände einhalten, Maskenpflicht bei größeren Menschenansammlungen beziehungsweise bei Nichteinhaltung der Abstände, Nies- und Hustetikette – immer eingehalten werden. Medizinisch wünschenswert wäre, wenn auch wahrscheinlich nicht durchsetzbar, ein Zugang nur bei einem bestehenden vollständigen Impfschutz. Die Lebenserfahrung zeigt, dass bei steigendem Alkoholkonsum die Einsicht auf Einhaltung von Abstandsregeln sinkt.