Sorry, aber das ist doch harmlos, was hier "gehetzt" wird. Klar, in Nordkorea kommst du ins Arbeitslager, wenn du eine Zeitung mit Kim Jong Uns Fresse falsch faltest, aber das sollte ja kein Maßstab sein. Hetze ist das, was man in den sozialen Netzwerken liest: Die üblichen "Verbrecher"-Rufe und Lynchaufrufe, die "XY muss weg!"-Parolen. Hier ein bisschen seinem Unmut Luft zu machen, indem man sich über "die da oben" echauffiert, fällt für mich nicht unter Hetze.
Weder
@Hex noch ich haben hier über Hetze gesprochen, sondern über Respektlosigkeit. Wenn es um Hetze gehen würde, würde hier sicherlich noch ein ganz anderes Fass aufgemacht. Und das zu Recht. Aber das Thema "Respektlosigkeit" ist nicht neu und beschränkt sich ja auch nicht auf das Politikfeld. Das sehen wir inzwischen ja auch gegenüber Polizei, Rettungskräften, Schiedsrichtern im Sport und Obrigkeiten im Allgemeinen. Und das finde ich scheiße.
Und jetzt vorzuwerfen, dass "höhö, der Ramelow zockt lieber Candy Crush als seinen Job zu machen" zu "Knüpft den Linksradikalen an der nächsten Laterne auf" führt, ist absurd.
Die Ursprungsaussage war sinngemäß: Politiker sind die, die lieber Candy Crush zocken, als ihren Job zu machen.
Mein Kommentar dazu war sinngemäß: Die meisten Politiker sind die, die ihren Job machen. Und die meisten stehen nicht in der Öffentlichkeit. Ja, ein paar Idioten gibts leider auch.
Es ging mir nicht darum, dass ich die Aussage zu radikal fand. Ich fand sie zu verallgemeinernd.
Derartige Polemik hilft ja auch ungemein.
Ich verstehe nur alles nicht mehr. Um olle Kamellen rauszuflöten, ballert ein Böhmermann ein Schmähgedicht, in dem er rassistische und islamophobe Klischees aneinanderreiht, ist das tolle Satire. Tituliert ein Pispers alle Lehrer als inkompetente Vollidioten, die sich durch das Studium gemogelt haben, und Betriebswirte und Ökonomen als verblödete fette Geldsäcke, ist das geniales Kabarett, alle klatschen brav. Werden pauschal alle Unter-Dreißigjährigen als asozial Corona-Party-People diffamiert, die Menschen auf dem Gewissen haben, ist das ok. Wirft ein Ministerpräsident allen seinen Bürgern vor, ethisch komplett versagt zu haben und daran Schuld zu sein, dass Menschen sterben, ist das ok.
Aber nach oben darf nicht mehr getreten werden, die Politik ist die heilige Kuh.
Kritik an Politikern ist nicht nur erlaubt, sondern auch ausdrücklich erwünscht. Aber wenn man kritisieren will, hilft es eben nicht, "die da oben", "die Politik" oder "die Politiker" zu kritisieren. Es gibt ganz bestimmte Personen, Handlungen, Entscheidungen. Die kann man kritisieren, dann ist die Kritik vielleicht auch konstruktiv. "Die da oben" zu kritisieren, hilft höchstens
- dem Boulevard, mehr Absatz zu machen,
- Populisten, um "das Volk" gegen "die da oben" aufzubringen und
- vielleicht noch sich selbst, weil man sich (vermeintlich) Luft verschafft hat.