Zivilcourage!

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Hex

W:O:A Metalgod
4 März 2004
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Heute in NDR bei DAS gesehen....

Test nach dem Tod des verhungerten 7jährigen Mädchens:

An der Alster wurde folgende Situation inszeniert: Ein Babywagen wurde abgestellt (natürlich preparierte Szene) mit einem schreienden Baby darin, allein bei einer Sitzbank stehend. Keine Eltern weit und breit in Sicht!
Die erschreckende Reaktion der Passanten:

800 Menschen passieren in den folgenden Stunden den Babywagen, schauen nur kurz und gehen weiter. Manche reagieren gar nicht.
Eine einzige Passantin alamiert die Polizei!







Kein Wunder das in Deutschland soviel Kinder an Mißhandlungen sterben! :mad:
 

Hex

W:O:A Metalgod
4 März 2004
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Thordis V. schrieb:
ich les über sowas öfters, aber mich hätten mal die Gründe für so ein Verhalten interessiert - kann mir wer dazu was lehren?!

Zitat:
Ein wesentliches Hemmnis für Zivilcourage ist darüber hinaus, dass menschliches Verhalten sich im Allgemeinen nach den Erwartungen und dem Verhalten der Mehrheit richtet. Das als Norm verinnerlichte Mehrheitsverhalten macht es schwer, sich aus der Masse herauszuheben und einen eigenen Weg zu gehen. Das, was üblich und gängig ist zu tun, bedarf keiner Anstrengung, im Gegenteil es beruhigt. Sich mit dem eigenen Handeln aus der Masse herauszuheben, das strengt an und ängstigt.

Das Strafgesetzbuch der Bundesrepublik fordert auf, sich bei Unglücksfällen oder Gefahr oder Not anderer zu engagieren. Das kommt nicht von ungefähr. Ebenso wenig die Androhung von Strafe bei unterlassener Hilfeleistung. Anscheinend ist es in der Gesellschaft nicht mehr selbstverständlich, anderen in Notlagen zu helfen.







(das stand auf der HP zur Sendung.....)
 

Geisteskrank

W:O:A Metalmaster
17 Juli 2002
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Thordis V. schrieb:
ich les über sowas öfters, aber mich hätten mal die Gründe für so ein Verhalten interessiert - kann mir wer dazu was lehren?!

Tja...vielleicht is die Situation irgendwie so komisch, daß sich Keiner so recht vorstellen kann, daß Jemand den Kinderwagen da einfach so stehen lässt....das sieht wahrscheinlich zu seltsam aus, daß man sich nur wundert, aber nichts tut...

Immer schwierig...
 

Axel2

W:O:A Metalmaster
26 Apr. 2003
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Geisteskrank schrieb:
Tja...vielleicht is die Situation irgendwie so komisch, daß sich Keiner so recht vorstellen kann, daß Jemand den Kinderwagen da einfach so stehen lässt....das sieht wahrscheinlich zu seltsam aus, daß man sich nur wundert, aber nichts tut...

Immer schwierig...

Das ist der Punkt: Man weiß in den meisten Fällen zu wenig über die Situation:

Wenn jemand konkret körperlich angegriffen wird, ist die Situation leicht und auch im Vorbeigehen zu verstehen, ein Eingriff erforderlich.

Aber wenn man nicht sofort erkennen kann, was Sache ist, dann wird es schwierig...
 

Anke

W:O:A Metalhead
8 Aug. 2003
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Schwalmstadt
Wir hatten heute am Airport folgende Situation:

Am Security-Check (wo alle Passagiere gesondet usw. werden) saß ein Mann auf einem Stuhl, dem es sichtlich schlecht ging. Er saß direkt neben den Checkern, die ihn nicht wirklich beachteten. Ich stand mit einem Arbeitskollege dort um diese Kontrollstelle zu sichern. Ich machte meinen Arbeitskollegen auf den mann aufmerksam und wir überlegten, ob er einfach nur besoffen ist.

Ich hatte fest damit gerechnet, daß die Checker wissen, was der Mann hat, da er ja auf deren Stuhl an deren Kontrollstelle saß. Wir machten noch "Scherze", daß ja direkt neben ihm ein Defibrilator hängt usw. Aber nach 5 Minuten beschlossen wir, daß einer von uns mal fragt, was los ist. mein Kollege ging hin und bekam raus, daß der Mann im Urlaub von einer Qualle gebissen (oder was die Viecher machen) wurde und er 5 Tage im Koma lag bis ihn einer gefunden hat. Erst gestern wurde er aus dem Krankenhaus entlassen. Aber er musste sich mal ausruhe weil ihm alles weh tat. Normal hätte er einen Rollstuhl benötigt.

Während mein Kollege sich mit dem mann unterhielt kamen mehrere neugierige Checker um zu erfahren was los ist.

Hätten die nicht vor uns fragen können, ob sie ihm helfen können? Immerhin standen sie die ganze Zeit direkt neben ihm. Wahrscheinlich hätte er erst vom Stuhl kippen müssen um Hilfe zu bekommen......


Und es fängt doch schon damit an, daß kaum keiner anhält wenn man einen Unfall hat. Fragen ob man helfen kann kostet nichts.....
 

KaeptnKorn

W:O:A Metalmaster
16 Juli 2003
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Hamburg
die Aktion mit dem Kinderwagen würde mir auch nur "auffallen" wenn ich da länger rumstehe und keiner das Ding anrührt. Aber im vorbeigehen... sind die Besitzer vielleicht nur kurz aussem Sichtfeld.
 

Anke

W:O:A Metalhead
8 Aug. 2003
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Achja: Da war heute noch so ein Erlebniss:

An diese Kontrollstelle kam irgendwann eine Familie mit 3 Kindern. Die Eltern mussten einen Koffer öffnen und beachteten ihre Kids nicht. Ein Junge (ca. 2-3 Jahre) dappelte gleich mal los auf Erkundungstour. Ich beobachtete das Geschehen und dachte, solange der Kleine nicht ganz verschwindet warte ich mal ab. Ich konnte den Eltern ja sagen wo der Kleine ist wenn sie feststellen, daß er weg ist.

Er kam keine 15 Meter, wo er von den Checkern, die den Mann oben nicht beachteten, aufgehalten wurde.....

Bei kleinen süssen Kids haben sie sofort reagiert obwohl keine Gefahr in Sicht war, doch einen Mann, der wirklich Probleme hatte sehen sie einfach weg.
 

baerbael

W:O:A Metalmaster
Teammitglied
18 März 2002
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HH
www.baerbael.de
800 menschen an der alster? na dann kann dieser test ja maximal 15 min gedauert haben!:rolleyes:

das problem bei solchen gestellten szenarien ist immer, daß das bild entsteht, das kind wäre jetzt bein 10 leuten, die sich gekümmert hätten im gegenzug 790 verreckt! was aber natürlich völliger unsinn ist! ich denke mal maximal 30-60 minuten später wäre die polizei vor ort gewesen...und dann ist es letztendlich egal, wie viele menschen dran vorbei sind...einer reicht um leben zu retten!

außerdem ist das szenario sehr unglücklich gewählt...an der alster...bei dem wetter...da sind alle mit sich selber beschäftigt und regestrieren maximal nen kinderschreien...wenn überhaupt!

wahr ist, das in den letzten jahren eine erschreckende abgrenzung der individuen zu seiner umwelt in der öffentlichkeit entstanden ist! man nimmt kaum noch bewußt seine umgebung war.

zudem kommen frustration und schlechte erfahrungen. viele kennen das vielleicht...man bietet seine hilfe an und erntet nur verwunderte gesichter und ablehnung...mehrere solche erfahrungen und die objektive wahrnehmung verändert sich...man geht einfach davon aus, daß eine hilfe oder einmischung nicht erwünscht ist. anfangs ist man vielleicht noch zögerlich und überlegt, ob man eingreift, bis man das stadium völligen dessineresses erreicht hat, da die notwendigkeit nicht mehr angenommen wird!

schnelllebigkeit und reizüberflutung tragen ihr übriges zu solch einer entwicklung bei, genauso wie steigende gewaltbereitschaft und kriminalität!

das sind alles nur grobe ansatzpunkte mit denen sich heerscharen von wissenschaftlern auf jahre beschäftigen können...und dan doch zu keinem ergebnis kommen würden!

fakt ist die heutige gesellschaft ist zunehmend nur ich-fixiert und mit sich selber beschäftigt...warum auch immer!
 

Axel2

W:O:A Metalmaster
26 Apr. 2003
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Emscher-Castle
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baerbael schrieb:
:rolleyes:

wobei ich immer verwirrt bin, wenn ich die worte soziologie und arbeit in einem satz höre!!:D;)

:D

Nee, zum Thema: Ich denke, in vielen Punkten hat dat Bärbel schon recht:

Abstumpfung durch schlechte Erfahrungen, die extreme Anonymität und die "Das geht keinen was an"-Einstellung in Großstädten, sowie oftmals einfach die schlechte Einschätzbarkeit von Situationen führt dazu, daß man eher vorbei geht als nachfragt.

Ich hab die Erfahrung gemacht, daß in eindeutigen Situationen meistens sofort mehr als genug Hilfe vorhanden ist (wenn z.B. jemand stürzt, handgreiflich angegriffen wird etc.),

während bei weniger eindeutigen Situationen (wenn z.B: jemand auf einer Bank liegt oder eben bei jener im Versuch beschriebene Situation) nur wenig Zivilcourage gezeigt wird, v.a. aus Unsicherheit...
 

E'Lell

W:O:A Metalmaster
4 Juni 2003
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Sauerland
www.ps-metal.de
Kann mich da auch noch an eine Situation hier im Kaff (21000 Einwohner) erinneren: Mann lag an der Bushaltestelle, offensichtlich betrunken. Reagierte auf nix mehr - was im Winter nicht so ganz dolle ist. Ob nun alle gedacht haben "Selbst schuld!" - keine Ahnung. Jedenfalls bin ich mit dem Auto vorbei gefahren, habe gedreht und angehalten. Notarzt/Feuerwehr angerufen (wozu hat man denn 'n neues Handy! ;) ). Und was sagt mir der Depp am Telefon: "was soll'n wir denn mit dem?" Meine Antwort: "Und was soll ich mit dem? In den Kofferraum packen?" Jedenfalls wollte der Depp nicht seine warme Hütte verlassen - jemand der dafür bezahlt wird! (verweise auch noch mal kurz auf http://www.forum1.wacken.com/showthread.php?t=120978 )

Zivilcourage ist gut - aber wenn den zuständigen Stellen am Ende dann doch alles egal ist... :rolleyes:
 
L

Lord Soth

Guest
So eine Situation ist immer schwer zu beurteilen, wenn man als Passant einfach nur vorbeigeht... wer bleibt denn stehen, um nachzuschauen, ob die eltern irgendwo in der nähe sind wegen irgendwas? viele haben keine zeit dafür, bemerken den wagen nur flüchtig oder überhaupt nicht (oder nur unbewußt, so wie wir auch Häuser oder die wolken sehen, aber nicht wirklich wahrnehmen, wenn wir nicht bewußt daorthin schauen).

Ausserdem habe ich mal gehört, dass z.B. Männer viel weniger als Frauen auf Babyschreie reagieren (aus evolutionstechnischen gründen, vom allgemeinen Sozialverhalten her, weil Mütter nunmal enger mit Kindern verbunden sind als Väter/Männer), das hat sicherlich auch einen teil damit zu tun...