Karloff
W:O:A Metalhead
hells angels
Moin,
Meine Mutter!!! hat mir am Telefon erzählt, das befürchtet wurde die Hells Angels würden Wacken aufmischen wollen. Da musste ich doch im lokalen Käseblatt (Norddeutsche Rundschau/SHZ) im Archiv wühlen.
Und tatsächlich:
[ Erschienen: 06.08.2004 ]
Ein Dorf im Festival-Fieber: Wackener feiern mit Metal-Fans
Wacken
(Tanja Nissen)
Mit dem Arm versperrt Phil ipp Kock-Evers (19) fest den Eingang von Edeka Boll. Vor ihm Dutzende von Gleichaltrigen. Die meisten schwarz gekleidet. Alle mit einem Ziel. Sie wollen Wasser, Saft und noch mehr Bier kaufen. Damit der Supermarkt nicht aus allen Nähten platzt, hat der 19-Jährige den Job, den Einlass zu regeln. Ständig wirft er einen Blick auf die drei Kassen. Wenn die Leute sich am Ende des Ladens an der Wand drängeln, ist Schluss. "Zählen tue ich die schon lange nicht mehr, aber mir ist hier noch kein Gesicht ein zweites Mal untergekommen", sagt er.
Die 1700 Einwohner große Gemeinde Wacken steht spätestens seit gestern Kopf. Hier zählt nur noch eins: WOA. Das Wacken Open Air und seine über 35000 Musik-Fans aus aller Welt.
Und damit beim Kaufmann keiner leer ausgeht, wurde ein Kühllastwagen angefordert, in dem zusätzliche Getränke gelagert werden. "Ein Griff zum Hörer genügt, dann bekommen wir Nachschub von der Zentrale aus Neumünster", sagt Andrea Boll (45). Nach 15 Jahren sieht sie den Trubel gelassen. "Das sind alles sehr friedliche Kunden", sagt sie.
Tischler Peter Hoops sitzt bereits den ganzen Tag mit seiner Familie an der Straße und beobachtet vergnügt das Treiben. "Meine Leute sind zwar alle auf Montage, aber wir haben uns darauf eingestellt, dass hier in Wacken selbst nichts mehr geht", sagt er. Einige der Vorbeiziehenden begrüßt der 42-Jährige schon mit Handschlag. "Die kommen doch jedes Jahr wieder!" Und Christian Lehr (21) als auch Jochen Blank (21) aus Tauberbischofsheim bekommen von Peter Hoop erst einmal eine kalte Dusche mit dem Gartenschlauch. Was den beiden Metal-Pilgern so gut am WOA gefällt? "Saubere Musik. Party! Man versteht sich. Hier ist keiner aggressiv. Selbst mit der Polizei haben wir schon geschwätzt. Die Leute sind super nett hier", sagt der Elektriker aus Bayern. Ihre Lieblingsband: Die Onkelz.
Die Wackener und ihre Metal-Fans. Zwei Welten. Zwei Gegensätze, die sich anziehen. Berührungsängste gibt es nicht. Auch nicht bei Willi (77) und Helma (80) Dammann, die den Trubel auf der Hauptstraße von ihrer Wohnung im ersten Stock aus mit der Videokamera filmen: Die Schlangen vorm Geldautomaten, die Menschentraube vorm Supermarkt. Den regen Betrieb vor den Chemie-Klos. Den Auto-Korso, der Richtung Festival-Gelände schleicht.
"15 Jahre machen wir das schon mit. Es ist super interessant, zu beobachten woher die alle kommen", sagt Dammann. Der heimische Kühlschrank ist vorsorglich gut gefüllt. Und wenn seine Frau Helma doch noch etwas besorgen muss, dann tut sie es "früh morgens, dann schlafen die alle noch". Als ihr mal zwei Metal-Anhänger begegneten, erhielt sie aufs "Moin,Moin" die Frage "You speak english?" Mit einem Lächeln war die Sprachbarriere überwunden.
Hinter den Kulissen ist die Stimmung nicht ganz so ruhig. Polizei und DRK-Helfer bereiten sich auf die ersten Konzerte vor. "Der Verkehr von der Autobahn bis Wacken läuft nur schleppend", sagt Polizei-Pressesprecher Stefan Hinrichs.
Außerdem geht das Gerücht um, dass die Hells Angels am Abend das Festival aufmischen wollen.
Auch Murat Atma ist voll im Stress. Mit Schweißtropfen auf der Stirn reicht der 40-Jährige etwa drei Mal so viele Döner wie sonst über die Imbiss-Theke. Gut geht auch der Murat Hot-Dog mit Tsatsiki und frischem Salat. Günter Mohr (65) steht derweil gelassen an der Straße, lässt die Leute an sich vorbeiziehen. "Ich find das super", sagt der Wackener. "Sonst ist hier tote Hose!"
Moin,
Meine Mutter!!! hat mir am Telefon erzählt, das befürchtet wurde die Hells Angels würden Wacken aufmischen wollen. Da musste ich doch im lokalen Käseblatt (Norddeutsche Rundschau/SHZ) im Archiv wühlen.
Und tatsächlich:
[ Erschienen: 06.08.2004 ]
Ein Dorf im Festival-Fieber: Wackener feiern mit Metal-Fans
Wacken
(Tanja Nissen)
Mit dem Arm versperrt Phil ipp Kock-Evers (19) fest den Eingang von Edeka Boll. Vor ihm Dutzende von Gleichaltrigen. Die meisten schwarz gekleidet. Alle mit einem Ziel. Sie wollen Wasser, Saft und noch mehr Bier kaufen. Damit der Supermarkt nicht aus allen Nähten platzt, hat der 19-Jährige den Job, den Einlass zu regeln. Ständig wirft er einen Blick auf die drei Kassen. Wenn die Leute sich am Ende des Ladens an der Wand drängeln, ist Schluss. "Zählen tue ich die schon lange nicht mehr, aber mir ist hier noch kein Gesicht ein zweites Mal untergekommen", sagt er.
Die 1700 Einwohner große Gemeinde Wacken steht spätestens seit gestern Kopf. Hier zählt nur noch eins: WOA. Das Wacken Open Air und seine über 35000 Musik-Fans aus aller Welt.
Und damit beim Kaufmann keiner leer ausgeht, wurde ein Kühllastwagen angefordert, in dem zusätzliche Getränke gelagert werden. "Ein Griff zum Hörer genügt, dann bekommen wir Nachschub von der Zentrale aus Neumünster", sagt Andrea Boll (45). Nach 15 Jahren sieht sie den Trubel gelassen. "Das sind alles sehr friedliche Kunden", sagt sie.
Tischler Peter Hoops sitzt bereits den ganzen Tag mit seiner Familie an der Straße und beobachtet vergnügt das Treiben. "Meine Leute sind zwar alle auf Montage, aber wir haben uns darauf eingestellt, dass hier in Wacken selbst nichts mehr geht", sagt er. Einige der Vorbeiziehenden begrüßt der 42-Jährige schon mit Handschlag. "Die kommen doch jedes Jahr wieder!" Und Christian Lehr (21) als auch Jochen Blank (21) aus Tauberbischofsheim bekommen von Peter Hoop erst einmal eine kalte Dusche mit dem Gartenschlauch. Was den beiden Metal-Pilgern so gut am WOA gefällt? "Saubere Musik. Party! Man versteht sich. Hier ist keiner aggressiv. Selbst mit der Polizei haben wir schon geschwätzt. Die Leute sind super nett hier", sagt der Elektriker aus Bayern. Ihre Lieblingsband: Die Onkelz.
Die Wackener und ihre Metal-Fans. Zwei Welten. Zwei Gegensätze, die sich anziehen. Berührungsängste gibt es nicht. Auch nicht bei Willi (77) und Helma (80) Dammann, die den Trubel auf der Hauptstraße von ihrer Wohnung im ersten Stock aus mit der Videokamera filmen: Die Schlangen vorm Geldautomaten, die Menschentraube vorm Supermarkt. Den regen Betrieb vor den Chemie-Klos. Den Auto-Korso, der Richtung Festival-Gelände schleicht.
"15 Jahre machen wir das schon mit. Es ist super interessant, zu beobachten woher die alle kommen", sagt Dammann. Der heimische Kühlschrank ist vorsorglich gut gefüllt. Und wenn seine Frau Helma doch noch etwas besorgen muss, dann tut sie es "früh morgens, dann schlafen die alle noch". Als ihr mal zwei Metal-Anhänger begegneten, erhielt sie aufs "Moin,Moin" die Frage "You speak english?" Mit einem Lächeln war die Sprachbarriere überwunden.
Hinter den Kulissen ist die Stimmung nicht ganz so ruhig. Polizei und DRK-Helfer bereiten sich auf die ersten Konzerte vor. "Der Verkehr von der Autobahn bis Wacken läuft nur schleppend", sagt Polizei-Pressesprecher Stefan Hinrichs.
Außerdem geht das Gerücht um, dass die Hells Angels am Abend das Festival aufmischen wollen.
Auch Murat Atma ist voll im Stress. Mit Schweißtropfen auf der Stirn reicht der 40-Jährige etwa drei Mal so viele Döner wie sonst über die Imbiss-Theke. Gut geht auch der Murat Hot-Dog mit Tsatsiki und frischem Salat. Günter Mohr (65) steht derweil gelassen an der Straße, lässt die Leute an sich vorbeiziehen. "Ich find das super", sagt der Wackener. "Sonst ist hier tote Hose!"