Kara Murat - Der Rächer Anatoliens
Der deutsche Unter-Untertitel verspricht ja nichts Gutes. Oder etwas derart Dämliches, dass es schon wieder gut ist. Nur kommt alles irgendwie anders...
Dieser Teil der endlosen Kara-Murat-Reihe scheint der einzige zu sein, der als türkisch-italienische Koproduktion erschienen ist, die Mitarbeit italienischer Filmemacher hatte wohl einen nicht unerheblichen Einfluss auf das Endprodukt. Wobei, insgesamt scheint man sich um Internationalität bemüht zu haben, ist in den Credits doch als Hauptdarsteller ein gewisser George Arkin zu sehen. Warum Cüneyt kurzerhand umbenannt wurde, weiß der Geier!
So, nun aber zum Film. Vier Männer mit Kücherollen und Geschirrtuch auffm Kopp reiten zu Mustafa, dem Alleinherrscher über eine nicht näher benannte Provinz, um die Steuern für den Khan einzutreiben. Dieser weigert sich jedoch, weil der Khan in seiner Hood schließlich keinen Einfluss hat, ganz im Gegensatz zu ihm, was er unter Beweis stellt, indem er seine Untertanen fast ihre Söhne enthaupten und einen Soldaten vom Balkon springen lässt. Kneel before the Iron Mustafa! Und vor den wohl besten Kopfbedeckungen in der Geschichte des Kinos!
Die zugereisten Herrschaften sind sichtlich beeindruckt und werden bis auf einen als Geiseln festgenommen; eine arme Sau darf zum Khan zurück, um ihm die schlechte Nachricht zu überbringen, worauf dieser Kara Murat auf die Sache ansetzt. Warum der Bote ne arme Sau ist? Nu ja, die Geiseln bekommen im mit Lichterketten und übrigem Weihnachtsschmuck ausgestatteten Orientpuff ne Stripshow von Mustafas Lieblingsfrau. Aus irgendeinem Grund stehen die drei Herren aber nicht so auf Lapdance und Titten und werden anschließend in den Kerker gesperrt. Mustafa erfährt, dass Kara Murat auf ihn angesetzt wurde, und schickt seine besten Männer los, um Kara Murats Vetter Lothar zu entführen und seine Frau zu ermorden. Das findet der Held, der eine verblüffende Ähnlichkeit mit Pierre Briece aufweist, allerdings gar nicht lustig und haut den Handlangern volles Pfund aufs Maul. Die lassen aber auch alles mit sich machen! Anstatt Kara Murat sofort per Pfeil und Bogen vom Pferd zu schießen und dem Film ein vorzeitiges, jähes Ede zu bescheren, wird hoch zu Ross erstmal zum Streitkolben gegriffen, den allerdings Kara Murat per Pfeil und Bogen aus der Hand schießt. Es gibt Geprügel, mit exakt der gleichen Szene viermal hintereinander (!), die Bösewichter werden an ihren Extremitäten in den Sand gepflockt. Leider konnte der Typ, der Lothar dabei hat, unbemerkt entkommen.
Wie wir spätestens seit Gothic 3 wissen, macht kämpfen hungrig. Erstmal was essen! Dabei erfährt der zwielichtige Wirt jedoch, dass Kara Murat eine nicht unerhebliche Menge Gold bei sich trägt und lässt Ali Baba (!) ausrichten, dass ein reicher Kerl durch sein Territorium lascht. Ganz zufällig ist aber auch besagte Lieblingsfrau Mustafas in just jenem Wald, wo sie einen vermeintlich unschuldigen Jungen auspeitschen lässt. Eine derartige Ungerechtigkeit riecht Kara Murat allerdings zwanzig Kilometer gegen den Wind und lässt ihn in einen türkischen Terrence Hill mutieren, der die Leibgarde der Prinzessin, wie sie im Laufe des Films genannt wird, zu Quatschsynchro und bewährten Aufs-Maul-Soundeffekten, nach und nach KO kloppt. Der Junge bedankt sich, entpuppt sich als Ali Babas Gehilfe, will unseren Helden begleiten --- und ist für den Rest des Filmes einfach weg. Passiert. Kinder verschwinden eben. Die Prinzessin wird auf ihrem weiteren Weg dann doch von Ali Baba und seinen 14 (mehr sinds niemals!) Räubern gefangen genommen (kein Wunder, wenn die Bewacher gerade vermöbelt wurden und jetzt eh keinen Bock mehr auf irgendwas haben) und ausgepeitscht. Aber wie gesagt, Ungerechtigkeiten, türkischer Terrence Hill und so. Hu, hüärgh, Plopp, Klatsch, AAAAAAAH!, die Prinzessin ist gerettet und geht zu Fuß zu ihrem Mustafa.
Und Kara Murat reitet weiter, zur Hauptstadt der Mustafaprovinz. Dort wird er Zeuge, wie der Obermufti der Stadt eine süße Apfelverkäuferin bedrängt. Na? Exakt! Es folgt ein lächerlicher Slapstickkampf, in dem generische Bösewichter mit Avocados und Kohlköpfen buchstäblich ihren Unterkiefer rausgekloppt bekommen, während Kara Murat auf Trampolinen, die in nachgebenden Kulissen "versteckt" sind, wie ein Verrückter durch die Gegend springt. Die süße Apfelverkäuferin findet das natürlich toll und lädt ihren Retter nach Hause ein. Blöd nur, dass da schon Herr Obermufti samt Gefolgschaft wartet. Der Held kann in einem Kampf, der diesmal gar nicht auf lustig getrimmt ist, sondern ganz klassisch aus theatralischen Sterbemoves der Bösewichter nach einer minimalen Berührung mit dem tödlichen Heldenschwert und einem grazilen aus-fünfzig-Metern-exakt-auf-den-Sattel-Sprung besteht, entkommen. Die süße Apfelverkäuferin wird allerdings als Kara Murats Gehilfin gefangen genommen. Und was passiert? Jawoll! Ein Handlanger Mustafas nach dem anderen wird durch die von der örtlichen Kindergartengruppe angemalten Pappkulissen geschleudert, dass es kracht!
Nachdem ich jetzt schon den halben Film hier reingeschrieben hab, brech ich mal ab, so in etwa geht es jetzt weiter, es geht schlussendlich darum, dass die "Prinzessin" neue Alleinherrscherin über die Provinz werden will und dazu Kara Murats Hilfe braucht, der allerdings kurze Zeit auf der Seite Mustafas kämpft, weil, wie sich im Anschluss rausstellt, der üble Diktator seine Untertanen und eben Kara Murat mit einem weißen Pulver aus China gefügig gemacht hat, sich dann aber an der Seite der Prinzessin gegen Mustafa stellt, nach dessen Tod aber wieder gegen die Prinzessin kämpft, die schließlich mit einem gezielten Frontalmesserwurf direkt in den Rücken durch die Apfelverkäuferin (hab ich schon erwähnt, das sich die süß finde?) zur Strecke gebracht wird, und dass am Ende alles explodiert.
Der Film weiß nicht so recht, was er sein will. Ein klassiches Action-Abenteuer? Ein Spencer-/Hill-Film? Mantel und Degen auf Türkisch? Rauskommt ein halbgares Gebräu, das aber trotzdem für den ein oder anderen Lacher sorgt. Die billigen Kulissen und die Grimassen, die Kara Murat beim Kampf schneidet, sind schon lustig, genauso wie seine quer-durchs-Bild-Kicks, die wirre Story hält auch den ein oder anderen Schmunzler parat. An den Schauspielern hab ich für ein derartiges Machwerk eher wenig auszusetzen, da hab ich schon Schlimmeres gesehen. Schlimm ist allerdings die deutsche DVD, neben zu erwarteten Bildfehlern schwankt die Bildqualität doch gelegentlich gewaltig, es gibt Ruckler und Tonaussetzer. 2,5 von 5 Dönern mit alles.