Zeitungskritik
Ich hab hier mal aus unserer Schmierengazette (Fränkischer Tag) die enstprechende Kritik. Ich finde sie irgendwie passend:
Über 6000 zufriedene Fans
Manowar begeisterte mit seinen Heavy-Metal-Balladen
Könige und Hofnarren,
Kämpfe, Krieger, Schwert, Ruhm und Ehre, Blut und Tod, dazu Dutzende mystische Verweise zum Wikinger-Himmel Valhalla, zu Odin und Thor – mit diesen Worten ist die lyrische Welt der Band Manowar schon punktgenau umrissen.
Ernst nehmen muss man die selbst ernannten „Könige des Heavy Metal“ wegen ihrer komödienhaften Übertreibungen nicht – musikalisch allerdings schon. Und davon überzeugten sich mehr als 6000 Fans, die das Bamberger Forum fast bis zum Bersten füllten.
Schaut man sich die laut Guinness-Buch lauteste Band der Welt oberflächlich an, möchte man auf dem Absatz kehrt machen: Manowar präsentieren sich in einer Welt des wahren Heldentums, in der ein Mann ständig im Kampf ist, mit Schwertern und Hämmern gegen den Feind zieht. Frauen sind nur Verzierung drum herum, in den CD-Booklets mit übermäßig üppiger Oberweite ausgestattet. Doch die vier Lederknilche, die auf der Bühne jedes Metal-Klischee noch mühelos übertreffen, verstecken nicht mangelndes Talent hinter Pathos und Verkleidung – nein, die Amerikaner sind für ihren Bereich geniale Instrument-Akrobaten. Natürlich preschen Manowar in Lautstärke und Geschwindigkeit meist nur die Flucht nach vorne an – Double-Bass-Gewitter und High-Speed-Gitarre treffen auf den schreienden Gesang von Eric Adams und das treibende Viersaiter-Spiel von Joey deMaio. Das wahre Können hinter dem kalkulierten Metal-Rundumschlag für die Fans blitzt immer in den Soli auf: Karl Logan traktiert seine Gitarre in wahnsinniger Geschwindigkeit und entlockt dem Sechssaiter solch schräge Töne, dass den gitarrenkundigen unter den headbangenden Fans der Mund weit offen stehen bleibt. Und Joey de Maio schüttelt bei einem Solo so gerade mal Rimski-Korsakoffs Hummelflug aus dem E-Bass. Auch der erste Zugabenblock verdient Beachtung: rein akustisch die besten Balladen der 20-Jährigen Bandgeschichte, Eric Adams kann nicht nur schreien, sondern wirklich auch singen. Ein geschickter Gigablauf der Amerikaner: zuerst eineinhalb Stunden voll Stoff für die moshende Masse, dann die ruhige Seite gerafft in einer Viertelstunde, danach der finale Zugabenblock mit erneuten Geschwindigkeits-Gassenhauern a la „House of Doom und „Black Wind Fire & Steel“.
Da bleibt keiner der Bamberger Fans unzufrieden, besonders wenn das Quartett samt Harley-Motorräder und Oben-ohne-Mädchen auf die Bühne kommen. Manowar im Forum, das war ein neuerlicher Beweis des Spagats, dem niemand sonst im lauten Genre gelingt: Sie sind wirklich die wahren König des Metal – aber gleichzeitig auch ihre eigenen Hofnarren.
Daniel Löb