Ein illegaler Download kümmert niemanden, digitale Musik wird nur noch als Centware wahrgenommen. Ebenso verhält es sich mit Bildern (guck dir mal die Google Bilder Assoziation an - streng genommen alles "Raubkopien"). Und die Wikipedia und Linux habe ich ja als soziale Projekte schon genannt. Das eine ist halt für Programmierer, das andere für jeden.
Ja, das sich natürlich die Erhältlichkeit, die Distribution und damit auch die Produktionsvielfalt ändert ist mir auch klar. Aber am Kunstverständnis an sich? Da ändert sich kaum etwas, nicht zu Letzt weil eh niemand wirklich sagen kann, was jetzt genau Kunst sein soll.
Aber die Vereinfachung der Distribution und die zumindest partielle Unabhängigkeit von kommerziellen Interessen ist massiv. Aber komplett wird der Künstler nicht so schnell befreit werden, er will ja schliesslich auch von etwas Leben. Und Downloads auf Spendenbasis sind leider nicht so erfolgreich wie gedacht. Radiohead und Trent Reznor konnten damit zwar einen ordentlichen Profit abholen, aber lange nicht vergleichbar mit ihren Veröffentlichungen auf konventionellen Tonträgern. Das selbe gilt für kleine Bands, nur in extremis. Die Leute wollen nun mal nach wie vor physikalische Tonträger, da damit ein fester Wert assoziiert ist. Ob das jetzt unlogisch ist oder nicht, darüber kann man sich streiten. Ich persönlich will meine CDs und Platten nicht missen.
Und das sich ein niemand um illegale Downloads schert ist auch etwas übertrieben. Die meisten Bands finden sich damit einfach ab und konzentrieren sich aufs Livegeschäft/Merchandise. Kunst wird immer eine Gratwanderung zwischen artistischer Vision und kommerziellen Überleben sein, und für viele Künstler aus allen Bereichen bleibt es das ultimative Ziel, mit der Kunst leben zu können.
Und auch wenn das Internet sicherlich zahlreiche neue, faszinierende Möglichkeiten bietet für Künstler, einen massiven Nachteil hat es: Die "Überschwemmung" mit Material. Wir filtern halt automatisch einen Grossteil aller Sinneseindrücke, wodurch viele gute Künstler in der Menge untergehen oder nicht die Beachtung erhalten, die sie verdient hätten.
Linux und Wiki sind ebenfalls toll, aber gerade Wiki hat ein Problem: Die Zugänglickeit für alle. Das ist einerseits die Quelle ihres Erfolges, und man findet zahlreiche Artikel aus allen möglichen Fachrichtungen, die es durchaus mit Buchartikeln aufnehmen können, aber oft ist eben auch vom Gegenteil der Fall, denn nicht jeder, der das Internet heimsucht, hat die Möglichkeit, vernünftige Artikel zu erstellen/erkennen, auch wenn er das vielleicht von sich denkt.
Die Quintessenz von dem, was ich sagen möchte: Freie Medien sind toll, aber die Vorteile der Restriktion werden oft unter den Tisch gekehrt, viele grossartige Bücher sind gerade deshalb entstanden, weil ihre Verleger ihnen gewissen Auflagen unterbreitet haben, wie etwa bei Dickens und Balzac, die ihre Romane in monatlichen Serien veröffentlichten, was besondere Plannungs- und Schreibtechniken erforderte. Ein anderes Beispiel sind klassische Komponisten, die auf die Limitationen ihres Orchesters reagieren mussten. (Es gäbe da ein berühmtes Beispiel, was mir aber gerade auf Teufel komm raus nicht einfallen will. Der Komponist musste damit zurecht kommen, dass sein Pianist nur den linken Arm verwenden konnte.)
Restriktion und Freiheit sind beides Elemente, die sowohl positive wie negative Wirkungen auf die Kunst haben können. Ultimativ ist ihr Impakt auf das Kunstverständnis selbst aber schwer zu bewerten, ich persönlich schätze ihn im gorssen und ganzen als gering ein. Ob ich ein Stück Musik auf CD oder als Download veröffentliche ändert vielleicht etwas an der Erhältlichkeit und der Rezeption, aber nicht an der Msuik selber, und ob ich einen Text online oder in Buchform veröffentliche, auf Papier oder im Word schreibe, ändert kaum etwas am Schreibprozess, am Strukturierungsprozess oder am Aufbau.