Artikel aus dem Hambuger Abendblatt 21.12.02:
Bambule: Heute größte Demo
Jetzt sogar Sabotage in Kaufhäusern? Bauwagen-Anwalt: "Politischer Protest kann Jahre dauern."
Hamburg - Der seit Wochen ungelöste Bambule-Konflikt droht zu eskalieren. Die Verhandlungen zwischen Bauwagen-Bewohnern und Innenstaatsrat Walter Wellinghausen stehen vor dem Scheitern.
Bambule-Anwalt Andreas Beuth drohte, dass der politische Protest "Jahre dauern" könne, wenn es keine Verhandlungslösung gebe. "Wir werden uns noch viele bunte Sachen einfallen lassen", sagte er.
Für den heutigen Sonnabend erwartet die Polizei mehrere Tausend teilweise gewaltbereite Demonstranten zu einem Protestmarsch unter dem Motto "Die Regierung stürzen".
Laut Organisatoren soll es die bislang größte Bambule-Demo werden - sie rechnen mit rund 7000 Teilnehmern. Die Polizei hat die beantragte Route von der Sternschanze zum Hachmannplatz über Mönckebergstraße und Jungfernstieg abgelehnt.
Die Demonstranten legten dagegen Beschwerde beim Oberverwaltungsgericht ein. Die Entscheidung am späten Abend: Die Route soll nun vom Hachmannplatz über Steinstraße, Rödingsmarkt, Axel-Springer-Platz bis zur Sternschanze führen. Die Demonstranten behielten sich allerdings noch den Gang vors Verfassungsgericht vor.
"Weil wir es nicht mehr schaffen, alle Teilnehmer über eine geänderte Strecke zu unterrichten, könnte es am Sonnabend ein Chaos geben", so Demonstrations-Anmelder Yavuz Fersoglu (PDS).
Da der Tenor der Demonstration "Widerstand in die City tragen" laute, müsse man mit Gewalt rechnen, sagte Polizeisprecher Reinhard Fallak. Die Demonstranten hätten auf einschlägigen Internet-Seiten angekündigt, die "Konsum-Tempel" zu sabotieren.
Sie wollen Rolltreppen blockieren, Regale ausräumen, Feueralarm auslösen und Strichcodes schwärzen.
"Durch die Auflagen für eine andere Marschroute wollen wir den Menschen, die einkaufen wollen, ungehinderten Zutritt zu den Geschäften sichern", sagte Fallak. Oberstes Ziel der Polizei sei der Schutz der Einkäufer.
Die Polizei rechnet mit bis zu 5000 Demonstranten. "Wir werden 19 Hundertschaften einsetzen", sagte Innenstaatsrat Wellinghausen. Er erwarte auch Demonstranten aus Berlin, Schleswig-Holstein und Göttingen. Es gehe nicht mehr um Bambule, sondern "um die Darstellung einer kommunistischen Staatsideologie", so Wellinghausen mit Blick auf die PDS-Beteiligung.
Bambule-Anwalt Beuth zeigte sich enttäuscht vom Verlauf der bisher drei Gespräche mit Wellinghausen. "Wir haben den Eindruck, dass der Senat auf Zeit spielt."
Wellinghausen kündigte dagegen an, es werde im Januar weitere Gespräche geben. "Wir wollen nach wie vor eine Lösung auf Privatgrund."