Zusammenstoß über dem Bodensee
Mehr als 70 Menschen - darunter viele Kinder - sind ums Leben gekommen, als in der Nacht in rund 13 Kilometer Höhe ein Passagierflugzeug und eine Frachtmaschine über Süddeutschland kollidierten. Offenbar versuchten beide Piloten in letzter Minute noch den Zusammensturz zu verhindern.
Überlingen - Bei einem der schwersten Flugzeugunglücke in Deutschland sind in der Nacht mindestens 71 Menschen ums Leben gekommen. Um 23.47 Uhr stießen nördlich des Bodensees eine Tupolew-154 und eine Frachtmaschine vom Typ Boeing 757 zusammen. Die Passagiermaschine der russischen Fluggesellschaft Bashkirian Airlines war auf dem Weg von Moskau über München nach Barcelona. Die Boeing befand sich auf dem Weg von Bahrein über das norditalienische Bergamo nach Brüssel.
Die Unglücksmaschinen befanden sich auf gleicher Flughöhe, als sich die Routen kreuzten. Offenbar hatte die zuständige Schweizer Flugsicherung den Piloten der Tupolew mehrmals aufgefordert, die Flughöhe zu wechseln, dieser soll den Angaben zufolge jedoch nicht auf die Aufforderungen aus dem Kontrollturm Zürich-Kloten reagiert haben.
Der Sprecher der Schweizer Flugsicherung Skyguide, Toni Maag, sagte in einer Sondersendung des Deutschschweizer Fernsehens, eine der beiden Maschinen habe die Anweisung zur Sinkbewegung nicht sofort befolgt. Der Flugverkehrsleiter habe zwei- oder dreimal nachhaken müssen, bis der Pilot die Sinkbewegung eingeleitet habe. Zugleich habe aber die Besatzung des anderen Flugzeugs durch das automatische Kollisionswarnsystem im Cockpit eine Warnung erhalten und ebenfalls einen Sinkflug eingeleitet. Diese Bewegung habe vom Flugverkehrsleiter der Skyguide nicht mehr kontrolliert werden können.
In der vermutlich weißrussischen Tupolew-154 der Bashkirian Airlines aus der russischen Republik Baschkortostan im südlichen Ural befanden sich 69 Menschen. Etwa 50 davon sind nach Angaben der russischen Luftfahrtbehörde Kinder und Jugendliche gewesen, die in Spanien ihre Ferien verbringen wollten. In der Frachtmaschine saßen zwei Personen, sagte der baden-württembergische Verkehrsminister Ulrich Müller am Dienstagmorgen.