Originalauszug aus Beitrag im Braunschweig-Thread (ehemals PM von TF)
So. Und dann gibt es noch das Live-Rollenspiel.
Das kann man sich tatsächlich wie ein Theaterstück vorstellen, das noch nicht geschrieben ist und in unserer Phantasie entsteht und mit Leben gefüllt wird. Allerdings haben wir keine Zuschauer. Und natürlich gibt es auch hier eine Spielleitung (SL), die die ganzen Abläufe ein wenig überwacht, und aus deren Reihen auch die Grundidee der Spielhandlung, also der grobe Rahmen, kommt. Sollte sich die Phantasie und die Spielart der SCs allerdings in eine andere Richtung bewegen, als die SL sich das so ausgedacht hatte, muss die SL reagieren und ihre NSCs und anderen Handlungen darauf abstimmen. Aber meistens passen Handlungsideen und Spielerphantasie recht gut zusammen.
Ja. Wir sind dabei gewandet (wir verwenden den Ausdruck verkleidet nicht so gerne) und benehmen uns so, wie es unsere gewählte Rolle hergibt. Die Dialoge entstehen dann natürlich auch hier aus der Situation heraus.
Es gibt natürlich auch hier verschiedene Regelwerke. Das wichtigste dabei ist aber, dass man seine Rolle gut spielt und vor allem auch im Kampf - sofern es denn zu einem Kampf kommt - fair und sicher gespielt wird und zum Beispiel die Trefferpunkte, die einem vom System her zugebilligt werden, ordentlich runtergezählt werden.
Manche Leute tragen Rüstungen (verschiedener Bauart), die entsprechend Trefferpunkte geben, und ausserdem hängt es auch von der Rasse ab, wieviele Trefferpunkte man hat.
Waffen haben wir auch, allerdings führen wir nur gepolsterte Waffen mit Fiberglaskernstab, nicht wie beim Reenactment, wo blanke (Schaukampf-)Waffen geführt werden, und wo auch ansonsten auf Authentizität geachtet wird. (Wobei wir LARPer meist auf's GUT-und PHANTASIEVOLL- aussehen erpicht sind.)
Wenn man seinen Charakter erschafft, fängt man - wie bei den anderen Rollenspielen auch - mit einer Grundzahl an Punkten an, die man für ein paar Fähigkeiten ausgeben kann. KämpferCharaktere 'kaufen' sich zum Beispiel Trefferpunkte, oder Regeneration, damit sie nicht verbluten, und in manchen Spielsystemen muss man seine Waffengattung auch mit Punkten bezahlen. Ein Magier gibt seine Erfahrungspunkte natürlich für Magiepunkte und Zaubersprüche aus, wohingegen ein Waldläufer eher Kräuterkunde, Trankkunde und sagen wir Heilkunde nehmen würde. Nur um mal drei bekannte Klassen zu nennen.
Dann wählt man sich natürlich am Anfang noch die Rasse. Allerdings gibt es gerade hier die Einschränkung der Darstellung. Eine kleine, dicke Person kann kaum einen Elfen darstellen, und eine grossgewachsene Person keinen Hobbit, weil man es ihnen schwerlich abnehmen kann, weil sie schlicht und ergreifend nicht so aussehen.
Naja, dass ein Mann eine Frau darstellt und umgekehrt ist mit den allseits bekannten Problemen behaftet.
Mehr Fähigkeiten (oder Verbesserung in einer Fähigkeit) erhält man - wie in jedem Rollenspiel - durch Ausgeben von Erfahrungspunkten, und die wiederum bekommt man, wenn man ein Con (LARP-Veranstaltung) besucht. Manchmal bekommt man sogar mehr Punkte als andere, weil man etwas ganz besonders tolles gemacht hat dort.
Jetzt kommen wir zu einem wunden Punkt.
So ein Con braucht natürlich eine entsprechende Umgebung - je nach der Welt, die bespielt wird. Wir spielen zB in der Tolkien-beeinflussten mittelalterlichen Fantasywelt, es gibt aber auch noch Vampirspiele in der Gegenwart oder Endzeitwelten in der Zukunft.
Für die mittelalterliche Fantasy-Welt eignen sich Bauernhöfe, schicke Zeltplätze, Ruinen ohne 'Betreten verboten' oder alte Schlösser, im Idealfall zu einer Jugendherberge umgebaut, damit die Spieler dort gleich übernachten können, denn ein Con dauert im Normalfall ein WE.
Dann haben wir den zweiten wunden Punkt - das kostet!
Die eigene Ausrüstung, die Anreise, die Verpflegung, die Übernachtung, die Organisation, die Anschaffungen, Bastelmaterial für stilvolles Ambiente, die Tavernenangestellten, die bezahlt sein wollen, und, und, und ... deswegen finden Cons zwar fast jedes Wochenende statt (über ganz Deutschland - und die Welt - verteilt), aber man kann nicht jedes besuchen, und sie sind vor allem von vielen verschiedenen Gruppen und Vereinen organisiert.
Es gibt verschiedene Kampagnen, wo die Cons eine fortlaufende Handlung haben, die halt mit immer wiederkehrenden NPCs gestaltet werden. Mal ganz simpel: Ein Wirt feiert jedes Jahr viermal am gleichen Ort ein Fest. Natürlich kann das noch nicht alles sein, denn man will als Spieler ja was Interessantes erleben, also hat sich die Spielleitung meist kleine Zwischenfälle ausgedacht, auf die die Spieler reagieren (müssen).
Und so gestaltet sich dann das Spiel immer weiter. Man lernt - nicht nur im Spiel - neue Dinge, Lebensweisen, Handwerke, Leute kennen, auch neue Feinde. Man entwickelt sich und seinen Charakter. Man kann auch sterben (im Spiel!!!!) und eventuell wiederbelebt werden. Es macht einen Riesenspass.
Übrigens gibt es viele tausend Live-Rollenspieler und noch viel viel mehr Pen-And-Paper-Spieler.
Es gibt Cons, da sind um die 10-15 Leute und es gibt Cons, da sind 2500, in England gibt es sogar so riesige Veranstaltungen, wo man mit Pferd und Wagen hin darf, und wo sich dann schonmal über zehntausend "Verrückte" treffen.
*tief Atem hol*
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